Full text: Gesammelte Historien

Die Geschichte des Jahres. 
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was rechtes davon, auf dem Lande wissen sie es besser; wollen 
wir dort hinausfliegen und es abwarten? Dort ist man jeden— 
falls dem Frühling näher.“ 
„Ja, das mag Alles ganz gut sein!“ sagte einer von den 
Sperlingen, der lange umher gehüpft war und gepiept hatte, 
ohne eigentlich etwas gesagt zu haben. „Ich habe hier in der 
Stadt einige Bequemlichkeiten gefunden, welche ich draußen zu 
vermissen befürchte. Hier in der Naähe, auf einem Hofe, wohnt 
eine Menschenfamilie, welche den sehr vernünftigen Einfall be— 
kommen hat, drei bis vier Blumentöpfe an der Wand zu be⸗ 
festigen, sodaß die großen Oeffnungen gegen dieselbe, die Boden 
der Töpfe aber nach außen gewendet find, in einen jeden von 
diesen ist ein Loch geschnitten, so groß, daß ich ein⸗ und aus⸗ 
fliegen kann; dort habe ich und mein Mann das Nest, und alle 
unsere Jungen sind von dort ausgeflogen. Die Menschenfamilie 
hat natuͤrlich das Ganze eingerichtet, um das Vergnügen zu 
haben, uns zu sehen, sonst würden fie es gewiß nicht gethan 
baben. Ihres Vergnügens wegen streuen fie auch Brotkrümel— 
chen aus, und so haben wir das Futter, es ist gleichsam für 
uns gesorgt; — deshalb glaube ich, daß ich und mein Mann 
bleiben; obgleich wir sehr unzufrieden sind, — aber wir 
bleiben 1" 
„Und wir fliegen auf's land, um zu sehen, ob nicht der 
Fruͤhling kommt!“ und fort flogen fie. 
Und draußen auf dem Lande war strenger Winter, es fror 
einige Grade stärker als in der Stadt. Der scharfe Wind strich 
über die schneebedeckten Felder. Der Bauer, angethan mit gro⸗ 
ßen Fausthandschuhen, saß in seinem Schlitten, schlug kreuz über 
mit den Armen, um die Kälte auszutreiben; die Peitsche lag 
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