Full text: H. C. Andersen's ausgewählte Märchen

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grünen Bäumen an dem blauen See stand ein blendend weißes 
Marmorschloß aus noch alten Zeiten. Weinreben rankten sich 
um die hohen Säulen empor; ganz oben waren viele Schwalben⸗ 
nester, und in einem derselben wohnte die Schwalbe, welche 
Däumelinchen trug. 
„Hier ist mein Haus!“ sagte die Schwalbe. „Aber willst Du 
Dir nun selbst eine der prächtigsten Blumen, die da unten wachsen, 
aussuchen, dann will ich Dich hineinsetzen und Du sollst es so gut 
haben, wie Du nur es wünschest!“ 
„Das ist herrlich!“ sagte Däumelinchen und klatschte in die 
kleinen Hände. 
Da lag eine große, weiße Marmorsäule, welche zu Boden 
gefallen und in drei Stücke gesprungen war, aber zwischen diesen 
wuchsen die schönsten, großen, weißen Blumen. Die Schwalbe flog 
mit Däumelinchen hinunter und setzte sie auf eins der breiten 
Blätter. Aber wie erstaunte diese! Da saß ein kleiner Mann 
mitten in der Blume, so weiß und durchsichtig, als wäre er von 
Glas; die niedlichste Goldkrone trug er auf dem Kopfe und die 
herrlichsten, klaren Flügel an den Schultern, selbst war er nicht 
zrößer als Däumelinchen. Es war der Blume Engel. In jeder 
Blume wohnte so ein kleiner Mann oder eine Frau, aber dieser 
war der König über alle. 
„Gott, wie ist er schön!“ flüsterte Däumelinchen der Schwalbe 
zu. Der kleine Prinz erschrak sehr über die Schwalbe, denn sie 
war gegen ihn, der so klein und fein war, ein Riesenvogel; aber 
als er Däumelinchen erblickte, wurde er hoch erfreut; sie war das 
schönste Mädchen, das er je gesehen hatte. Deswegen nahm er 
seine Goldkrone vom Haupte und setzte sie ihr auf, fragte, wie 
sie heiße und ob sie seine Frau werden wolle, dann solle sie 
Königin über alle Blumen werden! Ja, das war wahrlich ein 
anderer Mann als der Sohn der Kröte und der Maulwurf mit 
dem schwarzen Sammetpelze. Sie sagte deshalb ja zu dem herr—⸗ 
lichen Prinzen, und von jeder Blume kam eine Dame oder ein 
Herr, so niedlich, daß es eine Lust war; jeder brachte Däume— 
linchen ein Geschenk, aber das beste von allen waren ein Paar 
schöne Flügel von einer großen, weißen Fliege; sie wurden Däume— 
linchen am Rücken befestigt, und nun konnte sie auch von Blume 
zu Blume fliegen. Da gab es viele Freude, und die Schwalbe 
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