Full text: H. C. Andersen's ausgewählte Märchen

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dachte sie, als der Prediger seine Hand auf ihr Haupt legte und 
von der heiligen Taufe, vom Bunde mit Gott, und daß sie nun 
eine erwachsene Christin sein solle, sprach. Die Orgel spielte 
feierlich, die hübschen Kinderstimmen fangen und der alte Lehrer 
sang, aber Marie dachte nur an die rothen Schuhe. 
Am Nachmittage erfuhr die alte Dame von den Leuten, daß 
die Schuhe roth gewesen, und fie sagte, daß es häßlich sei und 
sich das nicht schicke, daß Marie später, wenn sie zur Kirche gehe, 
immer mit schwarzen Schuhen gehen solle, selbst wenn sie alt feien. 
Am nächsten Sonntage war Abendmahl, und Marie be— 
trachtete die schwarzen Schuhe, sie besah die rothen — und be—⸗ 
sah sie wieder und zog die rothen an. 
Es war ein herrlicher Sonnenschein; Marie und die alte Dame 
gingen den Fußsteig durch das Korn entlang, da stäubte es ein wenig. 
An der Kirchthür stand ein alter Sodat mu einem Krückstocke 
und mit einem wunderbar langen Barte, der war mehr roth als weiß, 
und er neigte sich bis zur Erde und fragte die alte Dame, ob er ihre 
Schuhe abwischen dürfe. Marie streckte auch ihren kleinen Fuß aus. 
„Sieh, was für schöne Tanzschuhe!“ sagte der Soldat, „sitzt fest, wenn 
Ihr tanzt!“ und dann schlug er mit der Hand gegen die Sohlen. 
Die alte Dame gab dem Soldaten ein Almosen und dann 
zing sie mit Marie in die Kirche. 
Alle Menschen drinnen sahen nach Mariens rothen Schuhen, 
und alle Bilder sahen darnach, und als Marie vor dem Auas 
kniete und den goldenen Kelch an ihren Mund setzte, dachte sie 
nur an die rothen Schuhe, und es war ihr, als vo sie im Kelch 
herum schwimmen; und sie vergaß ihren Psalm zu singen, sie 
vergaß ihr „Vater unser“ zu beten. 
Nun gingen alle Leute aus der Kirche, und die alte Dame 
stieg in ihren Wagen. Marie erhob den Fuß, um nachzusteigen, da 
sagte der alte Soldat: „Sieh, was für schöne Tanzschuhe!“ und 
Marie konnte nicht umhin, sie mußte einige Tanztritte machen, und 
als sie anfing, fuhren die Beine fort zu tanzen, es war gerade, als 
hätten die Schuhe Macht über sie erhalten. Sie tanzte um die Kirchen⸗ 
ecke, sie konnte es nicht lassen, der Kutscher mußte hinterher laufen und 
fie greifen, und er hob sie in den Wagen, aber die Füße fuhren fort zu 
tanzen, so daß sie die gute, alte Dame gewaltig trat. Endlich 
zog fie die Schuhe aus und die Beine erhielten Ruhe—. 
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