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dachte sie, als der Prediger seine Hand auf ihr Haupt legte und
von der heiligen Taufe, vom Bunde mit Gott, und daß sie nun
eine erwachsene Christin sein solle, sprach. Die Orgel spielte
feierlich, die hübschen Kinderstimmen fangen und der alte Lehrer
sang, aber Marie dachte nur an die rothen Schuhe.
Am Nachmittage erfuhr die alte Dame von den Leuten, daß
die Schuhe roth gewesen, und fie sagte, daß es häßlich sei und
sich das nicht schicke, daß Marie später, wenn sie zur Kirche gehe,
immer mit schwarzen Schuhen gehen solle, selbst wenn sie alt feien.
Am nächsten Sonntage war Abendmahl, und Marie be—
trachtete die schwarzen Schuhe, sie besah die rothen — und be—⸗
sah sie wieder und zog die rothen an.
Es war ein herrlicher Sonnenschein; Marie und die alte Dame
gingen den Fußsteig durch das Korn entlang, da stäubte es ein wenig.
An der Kirchthür stand ein alter Sodat mu einem Krückstocke
und mit einem wunderbar langen Barte, der war mehr roth als weiß,
und er neigte sich bis zur Erde und fragte die alte Dame, ob er ihre
Schuhe abwischen dürfe. Marie streckte auch ihren kleinen Fuß aus.
„Sieh, was für schöne Tanzschuhe!“ sagte der Soldat, „sitzt fest, wenn
Ihr tanzt!“ und dann schlug er mit der Hand gegen die Sohlen.
Die alte Dame gab dem Soldaten ein Almosen und dann
zing sie mit Marie in die Kirche.
Alle Menschen drinnen sahen nach Mariens rothen Schuhen,
und alle Bilder sahen darnach, und als Marie vor dem Auas
kniete und den goldenen Kelch an ihren Mund setzte, dachte sie
nur an die rothen Schuhe, und es war ihr, als vo sie im Kelch
herum schwimmen; und sie vergaß ihren Psalm zu singen, sie
vergaß ihr „Vater unser“ zu beten.
Nun gingen alle Leute aus der Kirche, und die alte Dame
stieg in ihren Wagen. Marie erhob den Fuß, um nachzusteigen, da
sagte der alte Soldat: „Sieh, was für schöne Tanzschuhe!“ und
Marie konnte nicht umhin, sie mußte einige Tanztritte machen, und
als sie anfing, fuhren die Beine fort zu tanzen, es war gerade, als
hätten die Schuhe Macht über sie erhalten. Sie tanzte um die Kirchen⸗
ecke, sie konnte es nicht lassen, der Kutscher mußte hinterher laufen und
fie greifen, und er hob sie in den Wagen, aber die Füße fuhren fort zu
tanzen, so daß sie die gute, alte Dame gewaltig trat. Endlich
zog fie die Schuhe aus und die Beine erhielten Ruhe—.
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