Full text: Andersens Märchen

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war im Maimonat, der Wind blies noch kalt; aber 
„der Frühling ist da“, sagten Büsche und Bäume, Feld 
und Flur; es wimmelte von Blumen bis in die lebendigen 
Hecken hinauf; und dort führte der Frühling selbst 
seine Sache, er predigte von einem kleinen Apfelbaume 
herab, dort hing ein einziger Zweig, frisch und blühend, 
mit feinen, rosenroten Knospen überstrent, welche im 
Begriff waren, sich zu affnen. Er wußte recht wohl, wie schön er sei, denn 
es liegt im Blatte sowohl wie im Blute; deshalb überraschte es ihn 
auch nicht, als ein herrschaftlicher Wagen vor ihm anhielt, und die 
junge Gräfin sagte, daß ein Apfelzweig das lieblichste sei, das man sehen 
könne: er sei der Frühling selbst in seiner herrlichsten Offenbarung. 
Der Zweig wurde abgebrochen, sie nahm ihn in ihre feine Hand und 
beschattete ihn mit ihrem seidenen Sonnenschirme, — dann fuhren sie 
nach dem Schlosse, wo sich hohe Säle und prächtige Zimmer befanden; 
klare, weiße Gardinen flatterten vor den offenen Fenstern, und herr⸗ 
liche Blumen standen in glänzenden, durchsichtigen Vasen, und in eine 
derselben, die wie aus frischgefallenem Schnee geschnitten war, wurde 
der Apfelzweig zwischen frische, lichte Buchenzweige gesteckt; es war 
eine Lust ihn zu sehen. 
Da wurde der Zweig stolz und das ist ja menschlich! 
Es kamen verschiedene Leute durch die Simmer, und je nachdem 
sie etwas galten, durften sie ihre Bewunderung aussprechen. Einige 
sagten nichts, andere wiederum zu viel, und der Apfelzweig verstand 
es, daß ein Unterschied zwischen den Gewächsen sei. „Einige sind
	        
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