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im Walde ist? Die Glocke hat doch einen eigentümlich herrlichen
Klang! Wollen wir nicht hinaus und sie näher betrachtend“ Die
reichen Leute fuhren, und die Armen gingen; aber der Weg wurde
ihnen erstaunlich lang, und als sie zu einer Menge Weidenbäume
kamen, die am Rande des Waldes wuchsen, lagerten sie sich und
blickten zu den langen Zweigen hinauf und glaubten, daß sie nun
recht im Grünen seien. Der Konditor aus der Stadt kam auch und
schlug draußen sein Felt auf; dann kam noch ein Konditor, der hing
eine Glocke gerade über seinem Zelte auf, und zwar eine Glocke,
die geteert war, um den Regen aushalten zu können, der Glocke
fehlte aber der Klöppel. Wenn dann die Leute wieder nach Hause
gingen, sagten sie, daß es höchst romantisch gewesen sei, und das
bedeutet etwas anderes, als einen Thee. Drei Personen ver—
sicherten, daß sie in den Wald eingedrungen seien, bis dahin, wo
er ende; und sie hätten immer den sonderbaren Glockenklang ge⸗
hört, aber es sei ihnen dort gerade gewesen, als wenn er aus der
Stadt käme. Der Eine schrieb ein ganzes Lied darüber und sagte,
daß die Glocke wie die Stimme einer Mutter zu einem lieben,
klugen Kinde klänge; keine Melodie sei herrlicher, als der Klang der
Glocke.
Der Kaiser des CLandes wurde auch aufmerksam darauf und ver⸗
sprach, daß Der, welcher wirklich ausfindig machen könne, woher der
Schall komme, den Titel eines „Weltglöckners“ haben solle, und das
sogar, wenn es auch keine Glocke sei.
Nun gingen Viele der guten Versorgung halber nach dem Walde;
aber es war nur Einer, der mit einer Art Erklärung zurückkam.
Keiner war tief genug eingedrungen, und er auch nicht; aber er sagte
doch, daß der Glockenton von einer sehr großen Eule in einem
hohlen Baume herkomme; es sei eine Weisheitseule, die ihren Kopf
fortwährend gegen den Baum stoße; aber ob der Ton von ihrem
Kopfe oder von dem hohlen Stamme kam, das konnte er noch nicht
mit Bestimmtheit sagen. Er wurde als Weltglöckner angestellt und
schrieb jedes Jahr eine kleine Abhandlung über die Eule; man ward
dadurch ebenso klug, wie man vorher gewesen.
Es war gerade Einsegnungstag. Der Prediger hatte schön und
innig gesprochen; die Konfirmanden waren davon tiefbewegt; es