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fast erdrückt wurde. Er konnte durch das Blatt fühlen, wie die Lippen
des Mannes brannten, und die Rose selbst hatte sich wie bei der
stärksten Mittagssonne geöffnet.
Da kam ein anderer Mann, finster und böse; es war des hübschen
Mädchens schlechter Bruder. Der zog ein scharfes Messer hervor, und
während jener die Rose küßte, stach der schlechte Mann ihn tot, schnitt
ihm den Kopf ab und begrub Kopf und Körper in der weichen Erde
unter dem Lindenbaume.
Nun ist er vergessen und fort!“ dachte der schlechte Bruder; „er
kommt nie mehr zurück. Eine lange Reise sollte er machen, über
Berge und Seen: da kann man leicht das Ceben verlieren, und das
hat er verloren. Er kommt nicht mehr zurück, und mich darf meine
Schwester nicht nach ihm fragen.“
Dann scharrte er mit dem Fuße dürres Caub über die lockere
Erde und ging wieder in der dunklen Nacht nach Hause. Aber er
ging nicht allein, wie er dachte: der kleine Elf begleitete ihn. Der
saß in einem vertrockneten, zusammengerollten Lindenblatte, welches
dem bösen Manne, als er grub, in die Haare gefallen war. Der
Hut war nun darüber gesetzt, es war sehr finster im Hute, und der
Elf zitterte vor Schreck und Sorn über die schlechte That.
In der Morgenstunde kam der böse Mann nach Hause; er nahm
seinen Hut ab und ging in der Schwester Schlafkammer hinein. Da
lag das schöne, blühende Mädchen und träumte von ihm, dem sie von
Herzen gut war und von dem sie nun glaubte, daß er über Berge
und durch Wälder ginge. Und der böse Bruder neigte sich über sie
und lachte häßlich, wie nur ein Teufel lachen kann. Da fiel das
trockene Blatt aus seinem Haar auf die Bettdecke nieder; aber er
hemerkte es nicht und ging hinaus, um in der Morgenstunde selbst
ein wenig zu schlafen. Aber der Elf schlüpfte aus dem verwelkten
Blatte, setzte sich in das Ohr des schlafenden Mädchens und erzählte
ihr wie in einem Traume den schrecklichen Mord; beschrieb ihr den
Ort, wo der Bruder den Geliebten ermordet und seine Leiche ver—
scharrt habe; erzählte von dem blühenden Lindenbaume dicht daneben
und sagte: „Damit du nicht glaubst, daß es nur ein Traum sei, was
ich dir erzählt habe, so wirst du auf deinem Bette ein dürres Blatt
finden!“ Und das fand sie, als sie erwachte.