Full text: Andersens Märchen

— 
„Laß es sein!“ sagte er. „Es geht dir schlecht, wie all den 
Andern. Nun, du wirst es sehen!“ Dann führte er ihn hinaus nach 
dem Lustgarten der Prinzessin. Da sah es schrecklich aus! Oben in 
jedem Baume hingen drei, vier Königssöhne, die um die Prinzessin 
gefreit hatten, aber die Sachen, die sie ihnen aufgegeben, nicht hatten 
raten können. Jedesmal, wenn es wehte, klapperten alle Gerippe, 
so daß die kleinen Vögel erschraken und nie in den Garten zu kommen 
wagten. Alle Blumen waren an Menschenknochen aufgebunden, und 
in Blumentöpfen standen Totenköpfe und grinsten. Das war wirklich 
ein sonderbarer Garten für eine Prinzessin! 
„Hier siehst du es!“ sagte der alte König. „Es wird dir ebenso, 
wie diesen hier ergehen. Caß es deshalb lieber. Du machst mich 
wirklich unglücklich, denn ich nehme mir das sehr zu Herzen!“ 
Johannes küßte dem guten alten König die Hand und sagte, es 
würde schon gehen, denn er sei entzückt von der schönen Prinzessin. 
Da kam die Prinzessin selbst mit allen ihren Damen in den Schloß- 
hof geritten, sie gingen deshalb zu ihr hinaus und sagten ihr guten 
Tag. Sie war wunderschön anzuschauen und reichte Johannes die 
Hand. Und er hielt noch viel mehr von ihr wie früher. Sie konnte 
sicher keine böse Hexe sein, wie alle Leute es ihr nachsagten. — 
Dann begaben sie sich in den Saal, und die kleinen Pagen präsen⸗ 
tierten ihnen Eingemachtes und Pfeffernüsse. Aber der alte König 
war betrübt; er konnte nichts essen. Und die Pfeffernüsse waren ihm 
auch zu hart. 
Es wurde bestimmt, daß Johannes am nächsten Morgen wieder 
nach dem Schlosse kommen sollte; dann würden die Richter und der 
ganze Rat versammelt sein und hören, wie es mit dem Raten gehe. 
Würde er gut dabei fahren, so sollte er dann noch zweimal kommen; 
aber es war noch nie jemand dagewesen, der das erstemal richtig ge⸗ 
raten hätte, und dann mußte er das Leben verlieren. 
Johannes war nicht bekümmert darum, wie es ihm ergehen würde. 
Er war vielmehr vergnügt, gedachte nur der schönen Prinzessin und 
glaubte sicher, der liebe Gott werde ihm schon helfen. Aber wie, 
dies wußte er nicht und wollte lieber nicht daran denken. Er tanzte 
auf der Landstraße dahin, als er nach dem Wirtshause zurückging, 
wo der Reisekamerad auf ihn wartete.
	        
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