wieder in Menge, da war sie verschwunden, aber ein Schmetterling,
der letzte des Jahres, flog durch die kalte Luft. —
Die feuchten Nebel kamen, eisiger Wind blies, und die finstern,
längsten Nächte schritten einher. Der Herrscher des Jahres stand da
mit schneeweißen LCocken; aber er selbst wußte es nicht, er glaubte, es
seien Schneeflocken, die aus den Wolken fielen; eine dünne Schneedecke
breitete sich über das grüne Feld.
Und die Kirchenglocken läuteten die Weihnachtszeit ein.
„Die Glocken der Geburt läuten,“ sagte der Herrscher des Jahres;
„bald wird das neue Herrscherpaar geboren, und ich gehe zur Ruhe,
wie mein Weibl Zur Ruhe im leuchtenden Sterne!“
Und im frischen grünen Tannenwalde, wo der Schnee lag, stand
der Weihnachtsengel und weihte die jungen Bäume ein, die sein Fest
verherrlichen sollten.
„Freude im Zimmer und unter den grünen Zweigen!“ sagte der
alte Herrscher des Jahres, — in Wochen war er zu einem schnee⸗
weißen Greise gealtert. „Meine Ruhezeit naht, das junge Paar des
Jahres erhält nun Krone und Zepter!“
„Die Macht ist doch dein,“ sagte der Weihnachtsengel, „die
Macht und nicht die Ruhel! LCaß den Schnee wärmend auf der jun⸗
gen Saat liegen! LCerne es ertragen, daß einem Andern gehuldigt
wird, und daß du doch Herrscher bist! Lerne es, vergessen zu sein und
doch zu leben! Die Stunde deiner Freiheit kommt, wenn der Früh⸗
ling erscheint!“
„Wann kommt der Frühling?“ fragte der Winter.
„Der kommt, wenn der Storch einkehrt!“
Und mit weißen Locken und schneeweißem Bart saß der Winter,
eiskalt, gebeugt und betagt, aber stark wie der Wintersturm und des
Eises Macht, hoch auf der Schneewehe des Hügels und schaute gen
Süden, wo er vorher gesessen und hinausgeblickt hatte. — Das Eis
krachte, der Schnee knisterte, die Schlittschuhläufer kreisten auf den
blanken Seen, und Raben und Krähen nahmen sich auf dem weißen
Grunde gut aus, kein Wind rührte sich. In der stillen Luft ballte
der Winter die Fäuste und das Eis war klafterdick zwischen Cand
und Land.
Da kamen die Sperlinge wieder aus der Stadt und fragten: