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ihm noch so sehr verschließe, mir doch in das Herz hineinstrahlt! Aber
ich werde dich nicht in deinem Grabe kränken, Mutter, ich werde nicht
dem Gelübde des Vaters untreu werden, ich will die christliche Bibel
nicht lesen! — Hab' ich doch den Gott meiner Väter, zu ihm will ich
halten!“
Jahre verstrichen von neuem.
Der Dienstherr starb. Die Witwe geriet in dürftige Umstände. Das
Dienstmädchen sollte entlassen werden. Aber Sarah verließ das Haus
nicht, sie ward die Stütze in der Not, sie hielt das Ganze zusammen,
arbeitete bis in die Nacht hinein, schaffte das tägliche Brot durch ihrer
Hände Fleiß; denn kein Anverwandter stand der Familie zur Seite, und
die Witwe wurde von Tage zu Tage schwächer, blieb monatelang ans
Krankonlager gefesselt. Sarah arbeitete, saß auch pflegend und wachend
an der Kranken Bette; sie war mild und fromm, ein Engel des Segens
in dem ärmlichen Hause.
„Dort auf dem Tische liegt die Bibel“, sprach die Kranke zu Sarah,
„lies mir ein wenig daraus vor, die Vacht wird mir so lang, so lang,
mein Herz dürstet nach dem Worte Gottes!“
Und Sarah beugte ihr Haupt. Sie griff nach dem Buche, sie faltete
beide Hände um die Bibel der Christen, schlug sie auf und las der
Kranken vor; Thränen traten ihr dabei oft in die Augen, aber diese
leuchteten und strahlten, und in ihrem Herzen wurde es Licht. „Mutter“,
sprach sie leise, „dein Kind darf nicht die Taufe der Christen empfangen,
nicht in der Gemeinde aufgenommen werden, — du hast es so gewollt
und ich werde deinen Willen ehren, wir sind darüber einig hier auf
Erden; aber über diese Erde hinaus, jenseits ist die Einigkeit eine höhere,
in Gott: er geleitet und führt uns über den Tod hinaus! Er steigt zur
Erde herab, und wenn er sie hat schmachten lassen, überschüttet er sie
mit Fruchtbarkeit, ich verstehe es! — Ich weiß selbst nicht, wie ich ver⸗
stehen lernte! — doch, es ist durch ihn, durch Christus!“ 20*