Full text: Andersens Märchen

Enten wohnten. Hier lag es die ganze Nacht; es war müde und 
kummervoll. 
Gegen Morgen slogen die wilden Enten auf und betrachteten 
den neuen Kameraden. „Was bist du für einer?“ fragten sie, und 
das Entlein wendete sich nach allen Seiten und grüßte, so gut es konnte. 
Du bist außerordentlich häßlich!“ sagten die wilden Enten; „aber 
das kann uns gleich sein, wenn du nur nicht in unsere Familie hinein 
heiratest.“ — Das Arme! Es dachte wahrlich nicht daran, sich zu 
verheiraten, wenn es nur die Erlaubnis erhalten konnte, im Schilfe 
zu liegen und etwas Moorwasser zu trinken. 
So lag es zwei ganze Tage; da kamen zwei wilde Gänse oder 
richtiger wilde Gänseriche dorthin; es war noch nicht lange her, daß 
sie aus dem Ei gekrochen waren, und deshalb waren sie auch so keck. 
Hõre, RKamerad!“ sagten sie, „du bist so häßlich, daß wir dich 
gut leiden können; willst du mitziehen und Zugvogel werden? Hier 
nahebei in einem andern Moor giebt es einige süße, liebliche, wilde 
Gänse, sämtlich Fräulein, die alle Rappl sagen können. Du bist 
im stande, dein Glück dort zu machen, so häßlich du auch bist!“ — 
Piff! Paff! ertönte es eben, und beide wilden Gänseriche fielen 
tot in das Schilf nieder, und das Wasser wurde blutrot. — Piffl 
Paff! erscholl es wieder, und ganze Scharen wilder Gänse flogen 
aus dem Schilfe auf. Und dann knallte es abermals. Es war große 
Jagd; die Zäger lagen rings um das Moor herum; ja, einige saßen 
oben in den Baumzweigen, welche sich weit über das Schilfrohr hin—⸗ 
streckten. Der blaue Rauch zog gleich Wolken in die dunkeln Bäume 
hinein und weit über das Wasser hin; zum Moore kamen die Jagd⸗ 
hunde: platsch, platsch; das Schilf und das Rohr neigte sich nach allen 
Seiten. Das war ein Schreck für das arme Entlein! Es wendete 
den Kopf, um ihn unter den Flügel zu stecken, aber in demselben 
Augenblicke stand ein fürchterlich großer Hund dicht bei ihm; die 
Zunge hing ihm lang aus dem Halse heraus, und die Augen leuchteten 
greulich, häßlich; er streckte seine Schnauze dem Entlein gerade ent— 
gegen, zeigte ihm die scharfen Sähne und — — platsch, platschl ging 
er wieder, ohne es zu packen. 
„O, Gott sei Dankl!“ seufzte das Entlein; „ich bin so häßlich, daß 
mich selbst der Hund nicht beißen magl“
	        
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