Das alte Haus. 237
man das Familienleben kennen gelernt hat, kann man sich an dieses
hier nicht gewöhnen! Ich kann es nicht aushalten! Der ganze Tag
ist so lang, und der Abend ist noch länger! Hier ist es gar nicht so,
wie drüben bei Dir, wo Dein Vater und Deine Mutter so vergnüglich
sprachen, und wo Du und alle Ihr süßen Kinder einen so prächtigen
Lärm machtet. Nein, wie einsam es bei dem alten Manne ist!
Glaubst Du, daß er Küsse bekommt? Glaubst Du, daß er freundliche
Blicke oder einen Weihnachtsbaum bekommt? — Er bekommt nichts,
als ein Grab! — Ich kann es nicht aushalten!“
„Du mußt es nicht so von der traurigen Seite nehmen!“ sagte
der kleine Knabe. „Mir kommt hier Alles so schön vor, und alle
die alten Gedanken mit Dem, was sie mit sich führen können, kom⸗
men hier ja zum Besuch!“
„Ja, aber die sehe ich nicht und kenne ich nicht!“ sagte der
Zinnsoldat. „Ich kann es nicht aushalten!“
„Das mußt Du!“ sagte der kleine Knabe.
Und der alte Mann kam mit dem allervergnügtesten Gesicht und
mit den schönsten eingemachten Früchten und Aepfeln und Nüssen;
und da dachte der Kleine nicht mehr an den Zinnsoldaten.
Glücklich und vergnügt kam der kleine Knabe nach Hause; und
es vergingen Tage und es vergingen Wochen; und es ward nach
dem alten Hause hin und von dem alten Hause her genickt; und daun
kam der kleine Knabe wieder hinüber.
Und die ausgeschnitzten Trompeter bliesen: „Schnetterengdeng!
Da ist der kleine Knabe! Schnetterengdeng!“ Und die Schwerter
und Rüstungen auf den alten Ritterbildern rasselten; und die seide—
nen Kleider rauschten; und das Schweinsleder erzählte; und die alten
Stühle hatten Gicht im Rücken: „Au!“ Das war accurat so, wie
das erste Mal, denn da drüben war ein Tag und eine Stunde ganz
so, wie die andere.