Der kleine Tuk.
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in die alte Kirche gingen alle Könige und Königinnen Dänemarks
Hand in Hand, alle mit der goldenen Krone; und die Orgel spielte
ind die Quellen rieselten.
Klein Tukchen sah Alles, hörte Alles. „Vergiß die Stände
aicht!“ sagte König Hroar.*)
Auf einmal war Alles wieder fort; ja, wohin? Es war ihm
gerade, als ob man ein Blatt in einem Buche umwende.
Und nun stand da eine alte Bauerfrau, die kam aus Sor öe**),
wo das Gras auf dem Markte wächst; sie hatte eine graue Leinwand—
schürze über Kopf und Rücken hängen, die war so naß — es mußte
wohl geregnet haben.
„Ja, das hat es!“ sagte sie, und nun wußte sie viel Hübsches
aus Holberg's Komödien und von Waldemar und Absalon.
Aber auf einmal kroch sie zusammen und wackelte mit dem
Kopfe, als ob sie springen wollte. „Koar!“ sagte sie, „es ist naß,
es ist naß; es ist so behaglich todtenstill in Sorbe!“ Nun war sie
mit einem Male ein Frosch: „Koax!“ und dann war sie wieder die
alte Frau.
„Man muß sich nach dem Wetter kleiden,“ sagte sie. „Es ist
naß, es ist naß! Meine Stadt ist gerade wie eine Flasche; beim
Pfropfen kommt man hinein, beim Pfropfen muß man wieder her—⸗
zus; Früher hatte ich die herrlichsten Fische und jetzt habe ich frische,
) Roeskilde (Roesquelle, fälschlich Rothschild genannt), einst Däne—
marks Hauptstadt. Die Stadt hat ihren Namen von dem König Hroar
und den vielen Quellen der Umgegend. In dem schönen Dom liegen die
meisten Könige und Königinnen von Dänemark begraben. In Roeskilde
»ersammeln sich auch die dänischen Stände.
»29) Soröe, ein sehr stilles Städtchen in schöner Lage. umgeben von
Wäldern und Seen. Dänemarks Moliere, Holberg, stiftete hier eine
Ritterakademie. Die Dichter Hauch und Ingemann waren hier als
Professoren angestellt.