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Der kleine Tuk.
Und klein Tukchen lag in seinem Bette; ihm war so, als ob er
träumte und doch wieder nicht träumte; aber es war Jemand dicht
bhei ihm:
„Klein Tukchen! Klein Tukchen!“ sagte es da; das war ein
Seemann, eine ganz kleine Person, so klein, als ob es ein Cadett
wäre; aber es war kein Cadett. „Ich soll vielmals von Cors ör*)
grüßen; das ist eine Stadt, die gerade im Aufkommen ist, eine
lebendige Stadt, die Dampfschiffe und Postwagen hat; früher nannte
man sie immer häßlich, aber das ist nun nicht mehr wahr.“
„Ich liege am Meere!“ sagte Corsör, „ich habe Landstraßen
und Lusthaine; und ich habe einen Dichter geboren, der witzig und
unterhaltend war, und das sind sie nicht alle. Ich wollte einmal
ein Schiff ausstatten, das rund um die Erde gehen sollte; aber ich
that es nicht, obgleich ich es hätte thun können; und dann rieche ich
auch so herrlich, denn dicht vor dem Thore blühen die prächtigsten
Rosen.“
Klein Tukchen sah hin und es ward ihm roth und grün vor den
Augen; aber als nun der Ferbenwirrwarr ein Bischen vorüber war,
da war es auf einmal ein ganz bewachsener Abhang dicht an der
Bucht und hoch darüber stand eine prächtige, alte Kirche mit zwei
hohen spitzen Thürmen. Aus dem Abhange sprangen Quellen in
dicken Wasserstrahlen, so daß es immerfort plätscherte, und dicht
daneben saß ein alter König mit der goldenen Krone auf dem weißen
Haupte; das war König Hroar bei den Quellen, dicht bei der Stadt
Roeskilde, wie man sie jetzt nennt. Und über den Abhang hin
) Corsör, an dem großen Belt, früher, vor Einrichtung der
Dampifchifffahrt, als die Reisenden oft lange auf günstigen Wind warten
mußten, die langweiligste der Städte genannt und durch ein witziges
Vaudeville Heiberg's zu dem dänischen Schilda gestempelt. Hier ist der
Dichter Baggesen geboren.