214 Die Blumen der kleinen Ida.
Nacht getanzt hatten; sie waren sicher krank. Da ging sie mit ihnen
zu ihrem andern Spielzeug, welches auf einem niedlichen kleinen
Tische stand, und das ganze Schubfach war voll schöner Sachen.
Im Puppenbette lag ihre Puppe Sophie und schlief, aber die kleine
Ida sagte zu ihr: „Du mußt wirklich aufstehen, Sophie, und damit
fürlieb nehmen, diese Nacht im Schubkasten zu liegen. Die armen
Blumen sind krank, und da müssen sie in deinem Bette liegen;
vielleicht werden sie dann wieder gesund!“ Und da nahm sie die
Puppe auf; aber die sah ganz verdrießlich aus und sagte nicht ein
einziges Wort, denn sie war ärgerlich, daß sie ihr Bett nicht behalten
konnte.
Dann legte Ida die Blumen in das Puppenbett, zog die kleine
Decke ganz über sie herauf und sagte, nun möchten sie hübsch stille
liegen, so wolle sie ihnen Thee kochen, damit sie wieder munter wür⸗
den und morgen aufstehen könnten. Und sie zog die Gardinen dicht
um das kleine Bett zusammen, damit die Sonne ihnen nicht in die
Augen schiene.
Den ganzen Abend hindurch konnte sie nicht unterlassen, an
Das zu denken, was ihr der Student erzählt hatte. Und als sie nun
selbst zu Bette sollte, mußte sie erst hinter die Gardinen sehen,
welche vor den Fenstern herabhingen, wo ihrer Mutter herrliche
Blumen standen, sowohl Hyacinthen wie Tulpen; und da flüsterte
sie ganz leise: „Ich weiß wohl, Ihr geht diese Nacht zu Ball!“
Aber die Blumen thaten, als ob sie nichts verständen und rührten
kein Blatt; allein die kleine Ida wußte doch, was sie wußte.
Als sie zu Bette gegangen war, lag sie lange und dachte daran,
wie hübsch es sein müßte, die schönen Blumen draußen im Schlosse
des Königs tanzen zu sehen. „Ob meine Blumen wirklich dabei
gewesen sind?“ Aber dann schlief sie ein. In der Nacht erwachte sie
wieder; sie hatte von den Blumen und dem Studenten, den der
Kanzleirath gescholten hatte, geträumt. Es war ganz stille in der