Die Hirtin und der Schornsteinfeger.
Hast Du wohl je einen recht alten Holzschrank, ganz schwarz
vor Alter und mit ausgeschnitzten Schnörkeln und Laubwerk daran,
gesehen? Gerade ein solcher stand in einer Wohnstube; er war von
der Urgroßmutter ererbt und mit ausgeschnitzten Rosen und Tulpen
ven oben bis unten bedeckt. Da gab es die sonderbarsten Schnörkel—
und aus diesen ragten kleine Hirschköpfe mit Geweihen hervor.
Mitten auf dem Schranke aber stand ein ganzer Mann geschnitzt;
er war freilich lächerlich anzusehen und grinste auch, denn Lachen
konnte man es nicht nennen; er hatte Ziegenbocksbeine, kleine Hör—
ner am Kopfe und einen langen Bart. Die Kinder im Zimmer
nannten ihn immer den Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneral—
kriegsgcommandirsergeant: das war ein Name, schwer auszusprechen,
und es giebt nicht Viele, die diesen Titel bekommen; aber ihn aus—
schnitzen zu lassen, das war auch etwas. Doch nun war er ja da!
Immer sah er nach dem Tische unter dem Spiegel, denn da stand