Das häßliche junge Entlein. 111
Am Morgen bemerkte man sogleich das fremde Entlein; und der
Kater begann zu schnurren und die Henne zu glucken.
„Was ist das?“ sagte die Frau und sah ringsum; aber sie
sah nicht gut, und so glaubte sie, daß das Entlein eine fette Ente
sei, die sich verirrt habe. „Das ist ja ein seltener Fang!“ sagte sie.
„Nun kann ich Enteneier bekommen. Wenn es nur kein Entrich ist!
Das müssen wir erproben.“
Und so wurde das Entlein für drei Wochen auf Probe an⸗
genommen; aber es kamen keine Eier. Und der Kater war Herr im
Hause, und die Henne war die Dame, und immer sagten sie: „Wir
und die Welt!“ Denn sie glaubten, daß sie die Hälfte seien, und
zwar die bei weitem beste Hälfte. Das Entlein glaubte, daß man
auch eine andere Meinung haben könne! Aber das litt die Henne
nicht.
„Kannst Du Eier legen?“ fragte sie.
„Nein!“
„Nun, da wirst Du die Güte haben, zu schweigen!“
Und der Kater fragte: „Kannst Du einen krummen Buckel
machen, schnurren und Funken sprühen?“
„Nein!“
„So darfst Du auch keine Meinung haben, wenn vernüuftige
Leute sprechen!“
Und das Entlein saß im Winkel und war bei schlechter Laune;
da fiel die frische Luft und der Sonnenschein herein; es bekam solche
sonderbare Lust, auf dem Wasser zu schwimmen, daß es nicht unter—
lassen konnte, dies der Henne zu sagen.
„Was fällt Dir ein?“ fragte die. „Du hast nichts zu thun,
deshalb fängst Du Grillen! Lege Eier, oder schnurre, so gehen sie
dorüber“
„Aber es ist so schön, auf dem Wasser zu schwimmen!“ sagte