Das häßliche junge Entlein. 105
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wurde ihr fast zu langweilig, ehe die Jungen kamen; dazu erhielt
sie selten Besuch; die andern Enten schwammen lieber in den Ka—
nälen umher, als daß sie hinauf liefen, sich unter ein Klettenblatt
zu setzen, um mit ihr zu schnattern.
Endlich platzte ein Ei nach dem andern; „Piep! piep!“ sagte
es, und alle Eidotter waren lebendig geworden und steckten den
Kopf heraus.
„Rapp! rapp!“ sagte sie; und so rappelten sich Alle, was sie
ounten, und sahen nach allen Seiten unter den grünen Blättern;
und die Mutter ließ sie sehen, so viel sie wollten, denn das Grüne
ist gut für die Augen.
„Wie groß ist doch die Welt!“ sagten alle Jungen; denn nun
hatten sie freilich ganz anders Platz, als wie sie noch drinnen im
Ei lagen.
„Glaubt Ihr, daß dies die ganze Welt sei?“ sagte die Mutter;
„die erstreckt sich noch weit über die andere Seite— des Gartens,
zerade hinein in des Pfarrers Feld; aber da bin ich noch nie ge⸗
wesen!“ — „Ihr seid doch Alle beisammen?“ fuhr sie fort und
stand auf. „Nein, ich habe nicht Alle; das größte Ei liegt noch da;
wie lange soll denn das dauern! Jetzt bin ich es bald überdrüssig!“
und so setzte sie sich wieder.
„Nun, wie geht es?“ fragte eine alte Ente, welche gekommen
war, um ihr einen Besuch abzustatten.
„Es währt so lange mit dem einen Ei!“ sagte die Ente, die da
aß; „es will nicht platzen; doch sieh nur die andern an: sind es
nicht die niedlichsten Entlein, die man je gesehen? Sie gleichen alle—
sammt ihrem Vater; der Bösewicht kommt nicht, mich zu besuchen.“
„Laß mich das Ei sehen, welches nicht platzen will!“ sagte die
Alte. „Glaube mir, es ist ein Kalekutenei! Ich bin auch einmal
so angeführt worden und hatte meine große Sorge und Noth mit
den Jungen, denn ihnen ist bange vor dem Wasser! Ich konnte sie