Full text: Andersen's Bilderbuch ohne Bilder

Zehn Jabi pbter sab zn sie wieder. Ich sah 
fie im prächtigen Ballsaalc Sie war des reichen 
Kaufherrn anmuthige Braut. Ich freute mich ihres 
Glückes; ich suchte sie an stillen Abenden wiederum 
auf; — ach, Niemand achtete meines klaren Auges, 
meines stetigen Blickes! Meine Rose wuchs auch so 
in wilden Ranken empor, wie die Rosen im Garten 
des Pfarrhofes. Das Leben in der Alltagswelt hat 
auch seine Tragödie. Heut Abend sah ich einen 
letzten Akt.“ 
„Im engen Gäßlein, todtkrank, lag sie auf dem 
Bett, und der schlimme Hauswirth, roh und kalt, jetzt 
ihr einziger Anhalt noch, riß die Vorhänge auseinander: 
„Steh auf!“ sagte er. „Deine Wangen sehen zum 
Erschrecken aus. Puß' Dich heraus! Schafs' Geld. 
oder ich werfe Dich auf die Straße. — Rasch auf⸗ 
gestanden! Rasch!“ 
„Der Tod ist in meine: Ea sagte sie. O 
gonnet es mir, zu ruhen!“ Und er zog sie empor, 
malte ihre Wangen an, fllocht Rosen in ihr Haar, 
setzte sie an⸗ Fenster, das brennende Licht dabei und 
ging aus dem Haufe. Ich starrte nach ihr hin. Sie 
saß unbeweglich; nur die Haͤnde sanken ihr nieder in 
den Schooß. Der Wind stieß an das Fenster, so daß
	        
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