Full text: Entwicklungsgang und Grundprobleme der Philosophie Rasmus Nielsens

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Nur wer erkannt hat, daß das niemals bewiesen werden kann, ver— 
steht, was es heißt, mit der absoluten Skepsis anfangen. 
Aber will jemand mit dieser „bodenlosen Skepsis“ Ernst machen 
und nur das annehmen, was man ihm exakt bewelisen kann, so muß 
er in Verzweiflung geraten. Darum gilt es im Zweifel Halt zu machen. 
Wir sind gezwungen, an einer letzten Voraussetzung festzuhalten, nämlich 
daran, daß es ein Erkennen gibt. Wir sind aber noch nicht weiter 
gekommen, wenn wir nicht annehmen, daß auch das menschliche 
Selbst die Fähigkeit hat, etwas zu erkennen und zu wissen; wir 
müssen also zugleich die Voraussetzung machen, daß es ein wissendes 
Selbst gibt. Ein Wissen ohne einen Gegenstand ist aber kein Wissen. 
Darum wird endlich ein Gegenstand des Wissens vorausgesetzt. Die 
Voraussetzung für alle Philosophie ist: „ein wissendes Selbst, 
ein Gegenstand des Wissens und die Einheit beider im 
Bewußtsein“. Logik der Grundideen in kurzer Zusammenfassung pg. 1. 
Wie weit reicht aber das Wissen? Können wir die Dinge 
denkend durchdringen? Wie verhält sich Denken und Sein zu 
einander? Eine Antwort hierauf gibt die Logik. Bisher hat man 
zwischen zwei Arten von Logik zu unterscheiden gebabt, zwischen der 
formalen Logik des Aristoteles und der spekulativen Hegels. Sie 
haben beide eine Antwort auf die Fragen gegeben, aber die Ant⸗ 
worten besonders auf die letzte Frage nach dem Verhältnis von Denken 
uud Sein sind diametral entgegengesetzt. 
Die formale oder subjektive Logik richtet eine strenge Scheide⸗ 
wand zwischen Denken und Sein auf. Das Denken hat nichts mit 
dem Sein zu tun, und wer die Denkgesetze finden will, muß sie von 
unsern menschlichen Gedankenhandlungen abstrahieren. Kant behauptet 
sogar, daß erst durch unser Denken Ordnung in die Dinge gebracht 
werde. — Ein Bild möge das Gesagte erläutern. Betrachtet vom 
Standpunkt der subjektiven Logik, ist das Dasein ein Buch mit vielen 
schwarzen Strichen und Punkten, die wir Buchstaben nennen. Erst 
durch unser Lesen kommt Zusammenhang in das Ganze. Der Mensch 
legt gewissermaßen beim Lesen seinen eigenen Gedankeninhalt in das Buch. 
Ganz entgegengesetzt ist die Antwort der immanenten, objektiven 
Logik Hegels: Dort heißt es, Denken und Sein sind identisch. Denn 
es ist Vernunft im Dasein ganz unabhängig von unserer menschlichen 
Subjektivität. Die Vernunft ist, wie Hegel sagt, dem Dasein immanent, 
ihm innewohnend; sie ist identisch mit der unsrigen, und die
	        
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