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schriften. Die wichtigste und zugleich umfangreichste unter ihnen ist
„Die Logik der Grundideen“. 1864 erschien der erste, 1866 der zweite
Teil. N. macht dort den Versuch, das, was ihm als Aufgabe der
Philosophie vorschwebt, zu leisten, nämlich jene Einheit in der mensch⸗
lichen Erkenntnis herzustellen. Damit sind wir auf der Höhe
der Entwicklung seiner Philosophie angekommen.
Die Vorlesungen über Propädeutik aus den Jahren 18601 und
1862 waren das letzte Werk der vorbereitenden Periodde. Dann folgte
eine Pause von 1862 bis 1864, und gerade aus diesen Jahren sind
wir am genauesten über N.s Privatleben und seine Arbeitsmethode
unterrichtet. Er verkehrte in jener Zeit täglich mit seinem ältesten,
noch jetzt lebenden Schüler Prof. V. Klein, der die Zeit in einer
interessanten, mit viel Geschick und großer Liebe abgefaßten Ge—
dächtnisschrift zu N.s hundertjährigem Geburtstag schilderti). Prof.
V. Klein, der damals gerade seine akademischen Studien mit einer
größeren Auslandsreise abgeschlossen hatte, war in den Jahren täglich
N.s Gast von Morgen bis Abend (Gedächtnisschrift pg. 11). N. ar—
beitete an seiner groß angelegten Logik; er machte sich nur wenig
Notizen. Prof. Klein schreibt a. a. O. pg. 82f.: „Ich sah nur, daß
stets auf seinem Tische ein Foliobogen lag, auf dem er in hegelscher
Ordnung ein Register von 81 Kategorien geschrieben hatte, von denen
einige wieder drei oder neun Unterabteilungen hatten. Das Uebrige
hatte er im Kopf, und er begann erst im Frühjahr 1864 mit der
Niederschrift, während ich im Kriege war. Nach meiner Rückkehr be⸗
suchte ich ihn am 18. August, und während ich da war, kam der
Buchdruckerjunge mit dem letzten Bogen, Titel, Vorwort und Ein—⸗
leitung enthaltend.“ —
Daß N. die gesicherten Resultate der Wissenschaften aufnehmen
will, ohne daran zu rütteln, wird möglicherweise einem Kritiker als
Dogmatismus erscheinen. Aber man wird N. freisprechen, wenn man
sieht, wie er die Voraussetzungen für alles Wissen prüft. — Der
Philosoph muß nach ihm beginnen mit dem absoluten Zweifel. Auch
Descartes hatte gesagt: de omnibus est dubitandum. Nur eins
stand ihm fest, nämlich die Tatsache, daß man zweifelt. Darum:
cogito, orgo sum. Descartes hat jedoch eine Voraussetzung nicht
untersucht. Woher weiß er, daß das Ich immer dagsselbe bleibt?
Man vergleiche besonders den ersten Teil der Schrift: N. als
Privatmann.