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lungen? Darauf geht N. in seiner zweiten Streitschrift) gegen
Martensen ein. Es wird dort gezeigt, wie Martensen die Gegensätze,
die er mediieren will, erst einander nähert und das, was dem mensch⸗
lichen Verstande ein Anstoß ist, abschwächt, um dann eine ungefähre
Mediation vornehmen zu können. Wenn er aber aus den Glaubens—
sätzen die für den Verstand gegebenen Anstöße abschwächt, so entfernt
er damit aus dem Glauben das Parador, d. i. die Wahrheit. Also
kränkt er nicht nur die Spekulation, sondern vor allem den Glauben, und
auf die Zurückweisung der Kränkung des Glaubens fällt in
N.s erstem Kampf gegen Martensen der Nachdruck. Er will den
Glauben gegen die Abschwächung durch die Spekulation sicher stellen.
O. Dritte Entwickelungsstufe. Rasmus Nielsen als selbständiger
Philosoph.
1. Beschäftigung mit den Fachwissenschaften.
Rud. Schmidt schreibt a. a. O. pg. 96: „Bei Hegel hat N.
jeine Schule durchgemacht und sich die große Geschmeidigkeit erworben,
die ihn nie verlassen hat; was ihn aber von diesem wegführte, war
der starke Sinn für Wirklichkeit, durch den er später der philosophischen
Wissenschaft zu einem bestimmten Fortschritt verhelfen sollte“ Wir
haben gezeigt, daß N. schon in seiner Hegelschen Periode bei seinem
Meister den Wirklichkeits sinn vermißte. Nur die göttliche Ver—
nunft ist allmächtig; sie vermag den Dingen Wirklichkeit zu geben und
kann sie denkend durchdringen, weil sie sie hervorgebracht hat. Die
menschliche Vernunft ist aber ohnmächtig; sie kann die Dinge nicht
spekulativ hervorbringen; darum kann sie auch in der objektiven Logik
die Wirklichkeit niemals erfassen, so sehr sie sich auch danach sehnt. —
Ist es aber für den Menschen gar nicht möglich, die konkreten Dinge
zu erfassen? N. antwortet: Spekulativ nicht, sondern nur dadurch,
daß wir sie betrachten, so wie sie sind. In Hegels Philosophie kann
man die Wirklichkeit nicht kennen lernen, sondern nur in den Fach—
wissenschaften. So kommt N. durch seine Kritik an Hegel
zum Studium der Fachwissenschaften. Aber noch auf einem andern
Wege wurde er hierhin geführt.
NMartensen antwortete auf die
Frläuterungen“ 1880. N.s Erwiderung
läuterungen erläutert von R. N.“ 1850
„Anzeige“ mit seinen „Dogmatischen
war: „Dr. Martensens dogmatische Er—