Full text: Germanische Mythologie

Thors Fahrt zu Utgardloki. 21 
daß er bis an den Schaft darin stecken blieb. Diesmal richtete sich 
der Riese auf, strich sich die Wange und glaubte, es sei wohl von 
einem Aste ein Stückchen Vogelunrat auf ihn heruntergekommen. 
Dann aber erhob er sich, da es hell geworden, und forderte Thor 
dazu auf, zur Burg Utgardlokis zu wandern, weil er dort seine 
Kraft an des Königs stattlichem Gefolge erproben könne. Skrymir 
selbst aber entschwand den Blicken. — So marschierte denn Thor 
bis Mittag fort. Da sah er eine ungeheure Burg. Er trat ein und 
begrüßte deren Mannen, hernach ihren König Utgardloki. Dieser 
lud sie, zumal er Thor als den Gott unter ihnen erkannte, so— 
gleich zu einigen Wettspielen ein. Der Ase war es zufrieden und 
schickte zunächst seinen Diener Loki vor, an einem Wettessen teil— 
zunehmen. Auf der einen Seite eines mit Fleisch gefüllten Troges 
aß dieser, auf der anderen des Burgherrn Diener Logi. Beide 
speisten gewaltig, bis sie sich in der Mitte begegneten. Da hatte 
Loki alles bis auf die Knochen, Logi jedoch selbst diese und sogar 
den Trog verzehrt; jetzt waren die Asen unterlegen. — Darauf 
wurde ein Wettlaufen veranstaltet. Thor stellte dazu Thialfi, 
seine Gegner einen Mann namens Hugi. Drei Läufe wurden ver— 
anstaltet, aber wie sehr sich auch Thialfi anstrengte, er blieb um 
rine jedesmal größere Strecke zurück. — Nun wollte Thor selbst 
seine Fähigkeilen zeigen. Worin? Am liebsten im Trinken, 
meinte der deutsche Gott. Da brachte man ihm ein großes Horn, 
das wohl des Asen Verlangen stillen konnte. Denn er war nach 
der langen Wanderung ja wieder sehr durstig. Und so setzte er 
es an und tat einen, einen zweiten, einen dritten sehr kräftigen 
Zug; aber kaum merkte man es, so wenig war das Horn leerer 
geworden. Thor reichte es grimmig zurück und entschloß sich 
alsbald zu einer anderen Kraftprobe. Höhnisch forderte ihn Ut— 
gardloki auf, wenigstens seine Katze vom Erdboden aufzuheben. 
Dder Gott faßte um den Leib des Tieres und mühte sich gewal— 
tig. Aber wie sehr er sich auch anstrengte, konnte er es nur mit 
einem Beine in die Höhe bringen, worob er denn wieder Spott 
erntete. Nun sollte er sich wenigstens im Ringkampf mit einem 
alten Weibe versuchen. Je erbitterter er aber mit ihr rang, um so 
fester stand sie; ja sie stellte ihm ein Bein und brachte ihn als— 
bald zu Fall. — So verging der Tag. Am nächsten Morgen 
wollten die Asen aufbrechen. Gut bewirtet, verließen sie die 
Burg, von deren Herrn begleitet. Dieser klärte nun den gedemü— 
tigten Gott über alles auf, was er Tags zuvor erlebt. Ein
	        
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