Full text: Kulturgeschichte Schwedens

52 Die jüngere Steinzeit, 
im Lande sein!). Wie wir schon gesehen haben, ist die Reihenfolge der Stein- 
gräber: ı. die Dolmen, 2. die Ganggräber, 3. die Steinkisten. Von den letzt- 
genannten stammen diejenigen, welche von einem Hügel ganz und gar bedeckt 
sind, aus der letzten Periode der Steinzeit und dem Anfang der Bronzezeit. 
Nun kommen die Dolmen nur in Skäne, Halland und Bohuslän vor. Der 
nördlichste liegt bei Massleberg im Kirchspiel Skee, im nördlichsten Bohuslän. 
Die Ganggräber sind in Skäne und besonders auf den Ebenen in Wester- 
götland zahlreich; sie kommen aber auch in Halland und Bohuslän wie auf 
Öland vor. Von allen bekannten Ganggräbern liegen mehr als zwei Drittel 
in Westergötland, die meisten in der Gegend von Falköping. 
Aus anderen Teilen von Schweden kennt man bis jetzt kein Ganggrab, 
also weder in Dal, Wermland und Nerike, in Blekinge, Smäland und Öster- 
götland, noch auf Gotland, während in allen diesen Gegenden Steinkisten, also 
Gräber aus der letzten Periode der Steinzeit, vorkommen. Solche spätere 
Steinaltergräber sind auch in den Gegenden, wo Dolmen und Ganggräber 
liegen, zahlreich. Nördlich von Swealand ist nur eine Steinkiste bekannt, im 
Kirchspiel Skön, Medelpad. 
Die Dolmen liegen stets in der Nähe des Meeres, selten mehr als eine 
Meile von der jetzigen Küste entfernt. Die anderen Gräber aus der Steinzeit 
trifft man, wie wir gesehen haben, auch weit vom Meer entfernt; aber sie 
liegen beinahe immer in der Nähe eines Stromes oder eines Sees, der in Ver- 
bindung mit dem Meer steht und noch jetzt oder früher von Bedeutung war. 
Alles dies — besonders da auch die Hauptmasse der außerhalb der 
Gräber gefundenen Steinsachen den südlichen und westlichen Küstengegenden 
angehört — beweist, wie mir scheint, endgültig, daß Skäne und die Westküste 
von Schweden zuerst in Besitz genommen wurden; daß die Bevölkerung sich 
dann ausbreitete und Schritt für Schritt gegen Norden und Nordosten und in 
das Innere des Landes eindrang, indem sie dem Lauf der Flüsse, den großen 
Seen und der Ostseeküste folgte, ebenso daß die östlichen Teile des Landes, 
wie Gotland, noch in der späteren Steinzeit verhältnismäßig wenig bevölkert 
waren. 
Hierbei müssen wir uns erinnern, daß seit Anfang der Steinzeit sehr be- 
deutende Niveauveränderungen in Schweden stattgefunden haben?. Noch in 
der ältesten Periode der Jüngeren Steinzeit lag ein großer Teil des östlichen 
Schwedens unter der Ostsee. Selbst in der Zeit, als die Bronze bekannt 
wurde, war die Grenze zwischen Land und See eine andere als heute, Dies 
erklärt, warum zum Beispiel in Uppland und Södermanland die ältesten Stein- 
zeitfunde nur in den westlichen Gegenden vorkommen, während in den öst- 
lichen Gegenden kaum einige Reste, die älter sind als der letzte Teil der 
Steinzeit, angetroffen wurden. Der Mensch lebte längst in Schweden, ehe die 
Aachen Gegenden um Stockholm und Uppsala aus der Ostsee auftauchten. 
I) Montelius, im Compte rendu du Congres de Stockholm, 1874, S. 176, mit einer Karte, 
wo die Verteilung der verschiedenen Gräberformen angegeben ist, 
2) A. Hollende r, Om Sveriges niväförändringar efter människans invandring (Stockholm, 1901).
	        
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