Verkehr mit anderen Ländern.
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Der Verkehr zwischen dem Orient und Europa in jenen Zeiten war dem
Verkehr der europäischen Völker mit Afrika und Australien in unseren Tagen
insofern ähnlich, daß man in jenem wie in diesem Fall sich lange begnügen
mußte, den Küsten entlang zu fahren, ehe es gelang, sich einen Weg quer über
den Kontinent mittelst der Flüsse, die ihn durchschneiden, zu eröffnen. Erst
nachdem der Handel schon lange den westlichen Weg rund um Westeuropas
Küsten gegangen war, wurde der Weg über das europäische Festland geöffnet,
den Flußwegen folgend, die die Natur gebahnt hat.
Es ist eins der wichtigsten Ergebnisse der älteren Kulturgeschichte Europas,
die wir der neueren Forschung verdanken, daß der letztgenannte Weg über
den Kontinent bereits lange vor dem Ende der Steinzeit von Bedeutung für den
Verkehr mit dem Norden wurde, Es ist noch nicht lange her, daß man sich
die Eröffnung dieses Weges als viel später vorstellte.
Die bisherigen Zeugnisse eines Kultureinflusses der südlichen Völker sind
nicht die einzigen. Auf dem einen oder dem anderen Wege empfingen unsere
Vorväter zugleich mit der Kenntnis von Viehzucht und Ackerbau gewisse
religiöse Vorstellungen.
68. Ornament. Skäne. 609. Ornament. Skäne.
70. Ornament. Cypern. 71. Ornament. Cypern.
Im höchsten Grade auffallend ist, daß wir folglich schon während der
Steinzeit einen Einfluß konstatieren können, der sich nicht nur auf dem mate-
riellen, sondern auch auf dem ideellen Gebiet bemerkbar machte. Es muß ein
langandauernder und starker Einfluß gewesen sein, der im äußersten Norden
von Europa zu einer Veränderung der Gräberformen und zu neuen religiösen
Vorstellungen führte.
Die überraschende Höhe technischer Fertigkeit und des Kunstgeschmackes,
die die Erzeugnisse aus der letzten Periode der Steinzeit erkennen lassen, kann
nicht, wie man früher glaubte, durch längere Dauer der Steinzeit im Norden
als in den südlichen Teilen Europas, sondern nur durch einen starken Einfluß
der südlichen Kultur erklärt werden.
4. Gräber. Religion.
Aus der älteren Steinzeit kennt man bis jetzt kein schwedisches Grab —
was vielleicht auf unvollkommenem Wissen bezüglich der Altertümer aus jener Zeit
beruht. Aus der jüngeren Steinzeit ist dagegen eine große Anzahl Gräber erhalten.
Diese Gräber sind entweder Erdgräber, in die Erde gegraben, ungefähr
wie die jetzt üblichen!), oder aus Stein gebaute Grabkammern. Ein Grab
ersterer Art ist meist nur für eine Leiche bestimmt, letztere für eine Mehrzahl.
1) S. Müller, De jydske Enkeltgrave fra Stenalderen, in den Aarböger f. nord. Oldkynd.,
1898, S. 157 folg.