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Die jüngere Steinzeit.
vorkommen, und andererseits das Fehlen dieser Grabform im südlichen Schweden
und in Dänemark macht es unzweifelhaft, daß schon vor dem Ende der Stein-
zeit eine direkte Verbindung zwischen der Westküste Schwedens und der Ost-
küste Englands stattgefunden hat.!)
Selbst mit Ländern südlich von der Ostsee stand das Schweden der
Steinzeit in Verbindung.
Einen Beweis für den direkten Verkehr mit Deutschland haben wir unter
anderem in solchen Steinäxten, wie sie Fig. 66 zeigt, indem diese Form den in Nord-
deutschland (Fig. 67) und dem mittleren Europa vorkommenden sehr nahe steht,
während sie aus Dänemark nicht bekannt ist. Diese Steinäxte sind Nachbildungen
von Kupferäxten, welche in den österreichisch-ungarischen Ländern vorkommen:
ein dorther importiertes Exemplar ist in Skäne gefunden worden (Fig. 65).
Dieselben Ornamentmotive (Fig. 68 und
69), die man auf vielen nordischen, auch süd-
schwedischen, Tongefäßen aus dem späteren
Teil der jüngeren Steinzeit sieht, findet man
im mittleren Europa, auf der Balkanhalbinsel,
auf Cypern (Fig. 70 und 71) und in Aegypten
wieder; aber sie kommen weder in West- noch
in Osteuropa vor, Folglich sind sie zu uns
über das europäische Festland gekommen.?)
Auch daß der Bernsteinschmuck in den
nordischen Ganggräbern allgemein, dagegen in
den einer späteren Zeit angehörenden Stein-
kisten selten ist, beweist für die letztere Zeit,
daß man damals durch den Handel mit an-
deren Völkern schon den Wert des Bernsteins
zu schätzen gelernt haben mußte, was zur Zeit
der Ganggräber noch nicht in so hohem
Grade der Fall war.
Schweden war also in der Steinzeit nicht so von anderen Ländern ab-
geschlossen, wie man es sich gewöhnlich vorstellt. Zwar nicht unmittelbar,
sondern durch Vermittelung vieler dazwischen wohnender Völker, erfuhr unser
Land schon etliche Jahrtausende vor der christlichen Zeitrechnung den Einfluß
der damaligen Kulturvölker.
Zwei Wege kommen dabei hauptsächlich in Betracht: der eine führte um
die Mittelmeerküsten und Westeuropa zu unseren Gegenden, der andere von
dem östlichen Mittelmeer über den Kontinent. Den ersteren nennen wir den
westlichen, den letzteren den südlichen.
67.
I) Montelius, Der Orient und Europa. Einfluß der orientalischen Kultur auf Europa bis
zur Mitte des letzten Jahrtausends v. Chr. Deutsche Übersetzung von J. Mestorf. (Stockholm,
1899), S. 137 folg.
2) Montelius, im Correspondenzblatt der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft, 1891,
S. 101.