Full text: Kulturgeschichte Schwedens

Die Herstellung der steinernen Werkzeuge und Waffen, 39 
Eine so große einheimische Produktion wurde durch das reichliche 
Vorkommen von Feuerstein in gewissen Teilen von Skäne erleichtert. Der 
Feuerstein bedeutete im Verhältnis zu anderen Steinen damals, was heute Stahl 
im Verhältnis zu Eisen bedeutet. Er findet sich gewöhnlich als mehr oder 
minder runde Knollen im Kreidelager und kommt auch in vielen anderen Ländern, 
wie zum Beispiel in Dänemark, England, Belgien und Frankreich vor. 
In Belgien und England hat man sogar die in der Steinzeit zur Gewinnung 
des Feuersteins bearbeiteten Gruben mit ihren Schächten und in die Erde ge- 
grabenen Gängen, die oft von bedeutender Ausdehnung sind, aufgedeckt. 
Daß die Herstellung von Feuersteingegenständen in Schweden während 
der Steinzeit einen großen Umfang hatte, beweisen die zahlreichen Funde an 
Schlagsteinen, Schleifsteinen, angefangenen und mißglückten Werkzeugen, nebst 
den beim Bearbeiten des Feuersteins abgeschlagenen Splittern. Solche Funde 
wurden an den verschiedensten Stellen des südlichen Schwedens, und vor allem 
in Skäne gemacht. Daß beinahe alle solche Stellen am Meere oder an 
größeren Seen liegen, beruht darauf, daß in der Steinzeit vor allem die offenen 
und leicht zugänglichen Küstenstrecken bewohnt waren. 
Mehrere Funde beweisen, daß man auch aus anderen Steinarten Waffen 
und Werkzeuge hier im Lande verfertigte. So sind bei Hults Bruk in Öster- 
götland auf der Südseite von Kolmärden, nicht weit von Norrköping, zusammen 
mit einigen Schleifsteinen eine große Menge teils unfertiger, teils fertiger Äxte 
aus Diorit, beinahe alle ohne Schaftloch, gefunden worden. In der Nähe sieht 
man den Steinbruch, der das Material lieferte. 
Nähere Aufklärung über das, was in jener Zeit hier im Lande verfertigt 
wurde, erhalten wir durch die vielen halbfertigen Objekte, die bei uns angetroffen 
wurden. Aber auch auf einem anderen Wege können wir uns darüber belehren. 
Da beinahe alle im Norden — das heißt in Skandinavien und den nördlichsten 
Teilen des heutigen Deutschlands — gefundenen Gegenstände von Stein, Knochen, 
Bernstein, gebranntem Ton und anderem Material Typen angehören, die hier 
äußerst allgemein, aber in anderen Ländern nicht ganz ähnlich vorkommen, so 
müssen wir daraus schließen, daß sie alle im Norden angefertigt sind. Hierzu 
kommt, daß in den meisten Fällen der Feuerstein oder das sonstige Material, 
aus dem die Gegenstände bestehen, nordischen Ursprungs ist. 
Auf diese Weise hat man sich davon überzeugt, daß nicht nur die ge- 
wöhnlichen vergleichsweise weniger gut ausgeführten Arbeiten nordische sind, 
sondern auch die prächtigsten, wie zum Beispiel die schönen Feuersteindolche 
und die feinen Pfeilspitzen wie Fig. 39 und 36. In gewissen Fällen, wie zum 
Beispiel bei den geschmackvollen Steinhämmern von der Form wie Fig. 42, 
kann man sogar mit Bestimmtheit erkennen, daß schwedische Arbeiten vor- 
liegen, da diese Formen außerordentlich zahlreich in Schweden sind, aber selten 
in den anderen Teilen des nordischen Gebietes vorkommen. 
Die Einwohner Schwedens hatten sich schon vor Ablauf der Steinzeit so 
weit über den Standpunkt der rohen Naturvölker erhoben, daß sie nicht nur für 
das unumgängliche Bedürfnis arbeiteten, sondern auch nicht unbedeutende Mühe
	        
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