Full text: Kulturgeschichte Schwedens

Lebensweise, 
21 
frische direkt behandelt, Erst werden sie geklopft und dadurch aufgelockert, 
danach werden sie mit den Zähnen in lange Fäden zerschlissen, immer feiner 
und feiner. Hierauf werden sie nochmals gründlich aufgeweicht, erwärmt und 
mit Mark oder irgend einem anderen Fett eingerieben, bis sie so glatt und 
geschmeidig werden wie möglich. Dann wird jeder Faden zugespitzt und 
nacheinander durch Löcher von verschiedener Feinheit gezogen, die zu diesem 
Zweck in Scheiben von Metall, oder häufiger von Holz oder Knochen, be- 
sonders aus den handförmigen Vorderschaufeln der Renntiergeweihe, gebohrt 
sind. Durch ein solches Durchziehen werden die Fäden glatt und gleichmäßig 
und, durch immer kleinere Löcher gezogen, zuweilen äußerst fein. Zwei solcher 
Fäden werden mit der Hand gegen die Backen oder Schenkel zusamınen ge- 
zwirnt, indem man sie ab und zu mit Speichel anfeuchtet. Man braucht auch 
nicht überall solche Löcher zum Durchziehen, sondern behilft sich mit den 
bloßen Zähnen und Händen, wenn auch die Fäden dabei nicht so gleichmäßig 
und schön werden.« 
21. Bernsteinknopf, von zwei Seiten gesehen; mit V-Bohrung. Bohuslän, 
In schwedischen Gräbern aus der Steinzeit findet man nicht selten Knochen- 
pfrieme (Fig. 19), von denen die meisten wahrscheinlich angewendet wurden, 
um beim Nähen von Fellen und Leder Löcher für die Fäden zu bohren. Da- 
gegen hat man bei uns, noch keine Nähnadeln aus jener Zeit gefunden. In 
Frankreich und England hatte man schon in der älteren Steinzeit ganz feine 
Nähnadeln aus Knochen, die mit einem kleinem Auge am obersten Ende ver- 
sehen sind und unseren heutigen Nähnadeln gleichen. Man hat in französischen 
Höhlen aus der erwähnten Zeit an einem Ende fein zugespitzte Feuersteinspäne 
gefunden, welche sicher dazu dienten, die Augen der Nadeln zu durchbohren. 
Ähnliche, wenn auch gröbere Knochennadeln wurden in Grönland noch Anfang 
vorigen Jahrhunderts gebraucht. Sir John Ross schreibt 1819 von den grön- 
ländischen Frauen, sie nähten mit Nadeln aus Elfenbein und Fäden von See: 
hundsehnen; die Nähte seien so fein, daß man sie kaum sieht. 
Die Kleider werden mit knöchernen Nadeln zusammengehalten, die ge- 
wöhnlich durchbohrt sind und oft große, sogar scheibenförmige Köpfe haben 
(Fig. 20). Auch Knöpfe von Bernstein (Fig. 21) und Stein, mit eigentümlicher 
V-förmiger Bohrung, kommen vor.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.