Lebensweise.
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Über die Tracht der Nordländer in den letzten Jahrhunderten des Heiden-
tums geben uns die Eddalieder, die Sagas und die Funde ziemlich vollständige
Auskunft. Die Edda, noch mehr aber die Erzählungen der Sagen
dürfen jedoch in dieser Beziehung nur mit großer Vorsicht benutzt
werden, da sie einige Jahrhunderte später niedergeschrieben sind,
und sich die Kleidung, besonders bei den Wohlhabenden, inzwischen
geändert hatte, weshalb es manchmal schwer zu sagen ist, ob der
Verfasser eine treu erhaltene Tradition aufgezeichnet hat, oder ob er
seine Helden nach der Mode späterer Zeiten kleidet. Einer solchen
162. Moderner Webstuhl von den Färö-Inseln, *
Ungewißheit unterliegen Abbildungen und Funde aus derselben
Zeit nicht.
Verschiedene Funde zeigen, daß außer Fell und Pelzwerk
auch Wolle, Leinen und Seidenzeug von den Nordländern in der
Wikingerzeit getragen wurden. Seidenstoffe waren aber natürlich
selten und kostbar. Im Rigsmäl lesen wir, wie der neugeborene
Jarl in Seide gehüllt wird, und in einem dänischen Grab aus jener 403. a Web-
Zeit fand man Seidengewebe mit Silber und Gold durchwirkt, nebst Wallfisch-
einem Mantel aus Wolle mit Stickereien, die Menschengesichter, ee fr
Löwen und Blattranken vorstellen (Fig. 461).
Wolle und Leinengewebe waren im allgemeinen Gegenstände des ein-
heimischen Hausfleißes. Die Funde aus jener Zeit enthalten auch oft Reste von
Jen dabei verwendeten Gerätschaften, die aus Stein oder Metall waren. So