Full text: Kulturgeschichte Schwedens

Der Goldreichtum. 
227 
aufgereiht und wurden um den Hals getragen. Die Perlen saßen zwischen den 
Brakteaten, um deren Aufeinanderfallen zu verhindern. 
Die Sitte solchen Schmuckes, die wenigstens in gewissen Teilen des 
Landes (z. B. auf Gotland) sich bis in das Mittelalter erhielt, ist offenbar daraus 
entstanden, daß man hier die römischen Goldmünzen als Schmuck zu tragen 
pflegte. Daher findet man sie häufig durchbohrt oder mit einer Öse versehen, 
wie die Brakteaten, Anstatt der im Römischen Reich geprägten Goldmünzen 
und Goldmedaillons!) machte man sich selber ähnliche Schmucksachen, die 
anfangs mehr oder weniger treu den römischen Mustern nachgebildet wurden. 
So findet man zuweilen bei uns medaillonähnliche Schmucksachen (Fig. 350—353), 
die offenbar von irgend einem »barbarischen« Volk im Norden oder auf dem 
Festland gemacht worden sind, das die römischen Münzen oder die Gold- 
medaillons aus dem vierten Jahrhundert nachzubilden versuchte. Das Brustbild 
des Kaisers und die Figuren auf der Rückseite sind verhältnismäßig geglückt, 
aber die Umschrift mit den römischen Buchstaben ist in den meisten Fällen 
durch Zeichen ersetzt, die ganz und gar jeder Bedeutung entbehren.?) 
Die Bilder auf den Brakteaten hatten wahrscheinlich eine dem 
damaligen Nordländer wohlbekannte Bedeutung, obwohl man diese 
jetzt nicht mehr in allen Einzelheiten bestimmen kann, besonders 359. Haken 
weil die Inschriften keine Erklärungen dazu geben. Aus guten kreuz, auf 
Gründen glaubt man auf einigen von diesen Schmucksachen Oden einem Gold- 
zu erkennen, sein Pferd und seine Raben, auf anderen Tor und 
einen von seinen Böcken. Daß viele von den Brakteatenbildern eine religiöse 
Bedeutung hatten, wird dadurch bekräftigt, daß wir auf denselben so oft das 
Hakenkreuz (Swastika; Fig. 359) und andere heilige Zeichen finden. 
Nach und nach wurden die verwirrten und unverständlichen Nachahmungen 
römischer Buchstaben durch Runen ersetzt (Fig. 353).?) Auf dem oben (S. 207) 
erwähnten Wadstenabrakteat sieht man die ganze ältere Runenreihe (Fig. 3 54). 
Andere Inschriften können auch gedeutet werden, aber in den meisten Fällen 
scheinen sie fehlerhaft geschriebene Worte zu enthalten. 
Die Goldbrakteaten, welche hier im Norden verfertigt sind, zeigen, daß 
die Kunst, Stempel zu schneiden und Metalle zu prägen, bei uns schon längst 
vor dem Ende der heidnischen Zeit bekannt war. Die Mitte der Brakteaten 
ist nämlich meistens geprägt, und nicht selten findet man an weit voneinander 
gelegenen Orten Goldbrakteaten, die offenbar mit demselben Stempel geschlagen 
sind. Beinahe immer sind die Brakteaten einseitig geprägt; sie haben nur 
1) C. Jörgensen, Romerske Guldmedailloner, in den Aarbörger f. nord. Oldkynd, 1900, 
S. 103. — Derselbe, Medaillons romains en or, in den Memoires de la Soc. d. Antiqu. du Nord, 
1896— 1901, S. 319. 
2) Die Inschrift des römischen Medaillons, nach dem der Goldschmuck Fig. 351 nachgebildet 
ist, war D, N, FL. CONSTANS P. F, AVG; nur die letzte Hälfte ist noch zu erkennen. Kaiser 
Constans regierte 337—350. 
3) Die Inschrift enthält den Mannsname Sigadur (mit zwei S geschrieben). — 5S. Bugge, 
Runeindskriften paa en Guldmedaljon funden i Svarteborgs socken, Bohuslän, in der Sv. Fornm.-förs 
tidskr., Bd 11 (1900), S. 109. Vgl. F. Läffler, ebenda, S, 244.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.