Religion. — Opfer. 199
Diese Gegenstände mögen in ähnlicher Weise an den Fundort geraten sein wie
in Torsbjerg und Nydam, nur daß sich hier kein Torfmoor wie dort ausbildete.‘)
Ehe wir nun der Frage näher treten, wie die Waffen, Kleider und Schmuck-
sachen, Gefäße und Werkzeuge in die Moore kamen, wollen wir den Zustand
kurz beschreiben, in welchem sie gefunden wurden. Die meisten sind offen-
bar durch Waffengewalt, Schwerthiebe und Pfeilschüsse, beschädigt, doch könnte
ein noch so heftiger Kampf nicht alle diese Schäden erklären. Eine genaue
Untersuchung hat vielmehr ergeben, daß viele Sachen mit Absicht nachträglich
zerstört worden sind, namentlich solche, die nicht unmittelbar dem Kampf aus-
gesetzt waren. Die Mäntel, deren jeder für sich zusammengerollt war, sind
zerrissen, andere Kleider ebenso behandelt; die Kettenpanzer in einem Maße
zerstört, wie es kein Kampf mit sich bringen konnte; die Schmucksachen zer-
brochen, die Lanzenspitzen und Schwerter zusammengebogen, manchmal beinahe
zusammengerollt. Ein Schwert war zur Hälfte aus der Holzscheide gezogen
und danach verbogen. In einem Schildbuckel fand man fünf verbogene Eisen-
lanzenspitzen von verschiedener Form, derart zusammengeknäuelt und ineinander-
getrieben, daß sie einen untrennbaren Klumpen bilden; die eine Lanzenspitze
war außerdem abgehauen und flach gehämmert, Selbst die Pferdeskelette zeigen
Spuren wildester Zerstörungslust; viele Schädel sind mit mehreren Hieben zer-
trümmert, von denen ein einziger genügt hätte, das Tier auf der Stelle zu töten.
Daß die Sachen nicht zufällig dahin gerieten, erhellt schon daraus, daß
an einigen Stellen ein geflochtener Zaun mit eingesteckten Pfählen oder Schwer-
tern und Lanzen bemerkbar war.
Die Tatsachen, welche bei der Erklärung beachtet werden müssen, Sind:
daß alles, was man ausgegraben hat, einem Lager gehört hat; daß nirgends oder
doch höchst selten Menschenknochen mit den Gegenständen gefunden wurden;
daß ein Kampf stattgefunden hat, dann aber die meisten Sachen mit Absicht
zerstört worden sind und unbrauchbar waren, als sie niedergelegt wurden;
und daß der Teil des Moores, in dem die Altertümer lagen, gewöhnlich
deutlich umgrenzt war.
Bei flüchtiger Betrachtung der Nydamerschiffe konnte man wohl meinen,
sie seien samt Ladung gesunken. Aber eine solche Erklärung, unwahrschein-
lich schon wegen der absichtlichen Zerstörung, ist vollends unmöglich,
nachdem sich gezeigt hat, daß der Fundort so hoch über dem jetzigen und
wahrscheinlich auch damaligen Meeresspiegel liegt, daß die Fahrzeuge erst auf
den Strand gezogen werden mußten. Wir sind also gezwungen nach einer
anderen Lösung des Rätsels zu suchen.
Daß ein Kampf in der Nähe eines jeden solchen Fundortes stattgefunden
hat, darin sind alle Forscher einig.
Man hat gesagt, die Sieger mögen nach dem Kampf einen Teil der Beute,
den sie nicht mitschleppen konnten, dort verwahrt haben, oder plündernde
Horden mögen dort versteckt haben, was sie auf dem Schlachtfelde geraubt
ı) B. Salin, Fynd frin Finjasjöns strand, Skaäne, im Mänadsblad, 1894, S. 84.