150
Die vorrömische Eisenzeit.
machten die Nordländer gewiß Bekanntschaft mit vielem Neuen; aber das Neue
tritt nicht — wie man lange glaubte — auf einmal mit dem Anfang der Eisen-
zeit, sondern allmählich, auf. So war das Silber noch viele hundert Jahre nach
der Bronzezeit hier unbekannt, und die Runen kommen erst ungefähr ein Jahr-
tausend nach der Zeit vor, in der das Eisen in den Gegenden der südlichen
Ostsee bekannt wurde.
Wir haben gesehen, wie die Völker des Nordens in der Bronzezeit in
lebhaftem, wenn auch nicht unmittel-
barem Verkehr mit dem Süden
standen. Durch diese Verbindung
kam die erste Kenntnis des Eisens
nach dem Norden, und durch einen
steten Verkehr mit südlichen Gegen-
den wurden die Nordländer vertrauter
mit dem Gebrauch des neuen Metalls.
Unsere Vorfahren haben das Eisen
wie die Bronze auf dieselbe Weise
kennen gelernt wie die Erfindungen,
die in späteren Zeiten von andern
Völkern gemacht wurden.
Der Einfluß, den Italien in der
Bronzezeit auf die Länder nördlich
von den Alpen ausübte, ist auch
von großer Bedeutung
für die Ausbreitung
des Eisens in Mittel-
europa und Skandina-
vien gewesen. Da das
neue Metall in Mittel-
italien gleichzeitig mit
den Etruskern auftritt,
ist es nunmehr klar,
daß die Völker Mittel-
europas und des Nor-
dens in hohem Grade den Etruskern die Kenntnis dieses Metalls zu ver-
danken haben.
Früher wurde vielfach angenommen, daß die Bronze von den Etruskern
nach Mittel- und Nordeuropa gebracht wurde, das Eisen dagegen von den
Römern. Heute wissen wir, daß die Völker nördlich von den Alpen durch
die Etrusker mit dem Eisen bekannt wurden und daß dies geschah, längst ehe
die Römer irgend welchen Einfluß außerhalb Italiens übten, ja sogar daß das
erste Erscheinen des Eisens in den Ländern nördlich von Italien stattfand vor
der Zeit, wo Rom der Tradition gemäß gegründet wurde.
a3