I. DIE VORRÖMISCHE EISENZEIT.
(Von der Mitte des letzten Jahrtausends vor Christi Geburt bis zum Anfang
unserer Zeitrechnung.)
ir, die wir in der Zeit des Dampfes und der Elektrizität leben, können
uns nur schwer vorstellen, wie Menschen Zehntausende von Jahren auf
der Erde leben konnten, ohne den Gebrauch des Eisens zu kennen.
Wir können es um so schwerer verstehen, da, wie wir wohl wissen, unsere ganze
heutige materielle Kultur ohne den reichlichen Verbrauch von Eisen undenkbar
ist. Theoretisch gibt es wohl kein Hindernis, eine Dampfmaschine, eine Loko-
motive aus Bronze zu bauen, man kann sich statt Eisenschienen Bronzeschienen
denken und folglich Bronzebahnen statt Eisenbahnen. Aber jeder sieht ein, daß in
der Wirklichkeit Dampfmaschinen, Dampfschiffe und Bahnzüge unmöglich wären,
wenn wir nicht Eisen, sondern nur Bronze hätten, deren Bestandteile verhältnis-
mäßig sparsam in der Natur vorkommen und deren Mischung folglich zu teuer
ist und immer bleiben wird, um in solchen Mengen verwendet zu werden, wie
man dazu nötig hätte. Noch unmöglicher als die Verwendung des Dampfes
wäre diejenige der Elektrizität, denn weder Telegraphen und Telephone noch
Dynamomaschinen sind ohne Eisen denkbar.
Da letztgenanntes Metall eine so große Rolle in der Kulturgeschichte
spielt, ist es natürlich, daß die Frage von seinem ersten Auftreten im allge-
meinen — und für uns Nordländer besonders die von seinem ersten Auftreten
in unserem Gebiet — vom höchsten Interesse ist.
Zu unserer Überraschung erfahren wir indessen, daß die neuesten For-
schungen ergeben, wie spät das Eisen entdeckt wurde. Diese Entdeckung
wurde, wie man erwarten konnte, im Süden gemacht, wo die Wiege der
menschlichen Kultur stand, aber erst lange nachdem die Kultur in diesen
Ländern bereits einen hohen Grad der Entwickelung erreicht hatte. Von
Ägypten, dessen ältere Geschichte heute weit besser bekannt ist als noch vor
einigen Menschenaltern, wissen wir, daß das Eisen nicht vor dem Anfang des