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Sprache unserer Felsbilder vollständig zu deuten. Doch sind diese Bilder nicht
ganz und gar unverständlich, wenn wir nur nicht zu viel von ihnen verlangen,
Sie erzählen von friedlichen Beschäftigungen und kriegerischen Taten, sie reden
von Fahrzeugen und Seefahrt, von Landwirtschaft und Viehzucht, von Gebrauch
der Pferde zum Reiten und Fahren und anderes mehr.
Felsenzeichnungen,
Felsenzeichnungen dieser Art sind im übrigen Europa sehr selten; einige
in den Alpengegenden des nordwestlichen Italien vorkommenden stammen
ebenfalls aus einem sehr frühen Teil der Bronzezeit. !)
Außerhalb Europas findet man sie in verschiedenen Ländern, so in
Amerika, Australien, Südafrika und Sibirien. Auch Ägypten und das westliche
Asien haben historische Bilder in Felsen gehauen; einige ägyptische Dar-
stellungen ähneln unseren Felsenzeichnungen sehr, gehören aber einer noch
älteren Zeit an. Die meisten fremden Felsenzeichnungen sind indessen von
Völkern ausgeführt, die auf einer bedeutend höheren Entwickelungsstufe standen
als die Schweden in der Bronzezeit. Nichtsdestoweniger können wir diese
Bilder miteinander vergleichen. Allen liegt derselbe Gedanke zugrunde, der-
selbe Wunsch, merkwürdige Ereignisse festzuhalten. Nur die Kunstfertigkeit
ist verschieden.
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Aoderne Rildechrift.
Nordamerikr
6. Gräber. — Religion.
In der Bronzezeit wurde gewöhnlich über dem Grabe ein Hügel von Erde
oder Steinen aufgeworfen. Sehr oft ist das in der Mitte des Hügels liegende
Grab von einem kleineren Steinhaufen bedeckt, und darüber liegt eine starke
i) Montelius, La civilisation primitive en Italie, Taf. 127.
2) Die aus Alaska stammende Originalzeichnung wurde im Jahre 1882 erworben mit folgender
Erklärung eines Eingeborenen: I. Der Berichterstatter, sich selbst mit der rechten Hand bezeichnend
und mit der linken die Richtung angebend. — 2. Derselbe, ein Ruder haltend (Bootfahrt). — 3. Die
rechte Hand beim Kopfe (Schlaf), die linke mit einem Finger (eine Nacht). — 4. Kreis mit einem
Punkt (eine Insel mit Hütten). — 5. Wie 1. — 6, Kreis (eine andere Insel). — 7. Wie 3, aber
mit zwei Fingern (zwei Nächte). — 8, Eine Harpune in der rechten Hand, die linke auf einen See-
löwen (9) zeigend. — 10. Bogenschießen. — 11. Boot mit zwei Ruderern. — 12. Hütte (Winter-
wohnung). Übersetzung des Ganzen: »Ich fahre mit meinem Boot auf einer Insel zu übernachten;
seitdem fahre ich nach einer anderen Insel, um zwei Nächte da zu schlafen; ich töte einen Seelöwen
und kehre zurück nach Hausc«.
Dıe Eingeborenen bedienen sich solcher Zeichnungen, um ihren Freunden von einer bevor-
stehenden Reise Nachricht zu geben. Die Bilder sind auf einem Stück Holz gemalt, das man auf
einem augenfälligen Platz beim Eingange der Hütte aufstellt (vgl. Hoffmann, Transactions of the
Anthropol. Society, Washington, 1883, S. 134).
Montelius, Kulturgeschichte Schwedens.