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kam die Stubenkatze heraus und längs der Dachrinne kam die Küchen—
katze heran.
„Weißt Du Neues in der Mühle?“ fragte die Stubenkatze. „Hier
ist heimliche Verlobung im Hause! Vater weiß noch nichts davon; Rudy
und Babette haben sich den ganzen Abend unter dem Tische auf die Pfoten
getreten; mich traten sie zwei Mal, aber ich miaute doch nicht, das hätte
Aufmerksamkeit erweckt.“
„Ich hätte doch gemiaut!“ sagte die Küchenkatze.
„Was sich in der Küche schickt, schickt sich nicht in der Stube!“ sagte
die Stubenkatze. „Ich bin aber neugierig, was der Müller sagen wird,
wenn er die Verlobung erfährt.“
Ja, was wohl der Müller sagen würde — das hätte Rudy auch gern
gewußt, aber lange warten, bis er es erführe, konnte er nicht. Als wenige
Tage später der Omnibus über die Rhonebrücke zwischen Wallis und Waadt
dahinrasselte, saß Rudy in demselben, guten Muthes, wie immer, und sich
in schönen Gedanken an das Jawort wiegend, das er noch denselben Abend
zu erhalten meinte.
Und als der Abend herankam, und der Omnibus denselben Weg
zurückfuhr, da saß Rudy auch drin, denselben Weg zurück, aber in der
Mühle lief die Stubenkatze mit Neuigkeiten umher.
„Weißt Du's, Du, aus der Kiche? — Der Müller weiß jetzt Alles.
Das nahm aber ein schönes Ende! Rudy kam hierher gegen Abend, und
er und Babette hatten viel zu flüstern und heimlich zu reden miteinander,
sie standen im Gange vor der Kammer des Müllers. Ich lag zu ihren
Füßen, aber sie hatten weder Augen noch Gedanken für mich. „Ich gehe
ohne Weiteres zu Deinem Vater hinein!“ sagte Rudy, „das ist eine ehrliche
Sache.“ — „Soll ich mit Dir gehen?“ fragte Babette, „es wird Dir Muth
geben.“ — „Ich habe Muth genug!“ sagte Rudy, „aber wenn Du dabei
bist, muß er schon freundlich sein, mag er wollen oder nicht!“ — Darauf
traten sie ein. Rudy trat mich gewaltig auf den Schwanz! Rudy ist sehr
linkisch; ich miaute, aber weder er noch Babette hatten Ohren zu hören.
Sie öffneten die Thüre, traten Beide ein, ich voran, ich sprang jedoch auf
einen Stuhlrücken hinauf, ich konnte ja nicht wissen, wie Rudy vielleicht
auftreten würde. Aber der Müller trat auf, er gab einen ordentlichen
Fußtritt, er — aus der Thür hinaus, und den Berg hinauf zu den Gemsen,
auf die mag der Rudy jetzt zielen und nicht auf unsere Babette!“
„Was sprachen sie aber? was sagten sie?“ fragte die Küchenkatze.