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Dann gingen sie in das große Treibhaus des Todes, wo Blumen
und Bäume wunderbar durcheinander wuchsen. Da standen feine Hyacinthen
unter Glasglocken, und große, baumstarke Pfingstrosen. Da wuchsen
Wasserpflanzen, einige ganz frisch, andere halb krank; Wasserschlangen legten
sich auf sie, und schwarze Krebse klemmten sich am Stengel fest. Da
standen prächtige Palmenbäume, Eichen und Platanen, Petersilie und
blühender Thymian. Alle Bäume und Blumen hatten ihre Namen; sie
waren Jeder ein Menschenleben; die Menschen lebten noch, der eine in
China, der andere in Grönland, rund umher in der Welt. Da waren
große Bäume in kleinen Töpfen, sodaß sie beengt dastanden und nahe daran
waren, den Topf zu sprengen; es war auch manche kleine schwächliche
Blume da in fetter Erde, mit Moos ringsum, und gewartet und gepflegt.
Aber die betrübte Mutter beugte sich über alle die kleinsten Pflanzen hin,
sie hörte in jeder das Menschenherz schlagen, und aus Millionen erlannte
sie das ihres Kindes heraus.
„Da ist es!“ rief sie und streckte die Hand über eine kleine Krokus—
blume aus, die krank nach einer Seite hinüber hing.
„Rühre die Blume nicht an!“ sagte das alte Weib. „Aber stelle
Dich hierher, und wenn dann der Tod kommt — ich erwarte ihn jeden
Augenblick — da laß ihn die Pflanze nicht herausreißen, sondern drohe
ihm, daß Du dasselbe mit den andern Blumen thun würdest: dann wird
ihm bange! Er muß dem lieben Gotte dafür einstehen; keine darf heraus—
Jerissen werden, bevor der die Erlaubniß dazu giebt!“
Da sauste es mit einem Male eiskalt durch den Saal, und die blinde
Mutter fühlte, daß es der Tod war, der nun ankam.
„Wie hast Du den Weg hierher finden können?“ fragte er. „Wie
hast Du schneller hierher kommen können , wie ich?“
„Ich bin eine Mutter!“ antwortete sie.
Der Tod streckte seine lange Hand nach der kleinen feinen Blume
aus; aber sie hielt ihre Hände fest um dieselbe, hielt sie dicht umschlossen,
und dennoch voll ängstlicher Sorgfalt, daß sie keins der Blätter berühre.
Da hauchte der Tod auf ihre Hände, und sie fühlte, daß dies kälter war,
als der kalte Wind; da sanken ihre Hände matt herab.
„Gegen mich kannst Du doch nichts ausrichten!“ sagte der Tod.
„Aber der liebe Gott kann es!“ sagte sie.
„Ich thue nur, was er will!“ fagte der Tod. „Ich bin sein Gärtner.
Ich nehme alle seine Blumen und Bäume und verpflanze sie in den großen