Full text: (3/5.1878)

138 Der Improvisator. 
Mädchen, Niemand das Glück unserer Liebe! Wir 
schaukeln auf Wellen, die sich umarmen, gleich uns. 
Liebe, während die Jugend noch blühet und die 
schweigende Nacht und die Wellen Dein Glück nur 
kennen! Das Alter tödtet mit Frost und mit Schnee.“ 
Während des Gesanges nickte und lächelte er den 
Uebrigen rings umher zu, und sie sangen im Chor 
von Kuß und Liebe, während das Herz noch jung sei— 
Es war ein lustiges, ein sehr heiteres Lied, und den— 
noch hallte es in meinem Herzen wie ein wehmühiger 
rabgesang wieder. 
J» hatte eine Empfindung von — wie soll ich es 
nennen“ —— Unzufriedenheit mit mir selbst. Ward 
durch das wilde Feuer meines Busens mein Verstand 
versengt? Ich ylte eine I Dett-rkeit bei dem Ge— 
danken, daß ich der Signora Tauta entflohen war. 
Das heilige Bild der Wedonne fiel herab — der 
verrostete Nagel zerdrach, nd die Klosterzucht der 
Jesuitenschule, die Ziegenil.h in meinem Blute jagten 
mich mit der Ruthe von dannen. Wie schön war 
Santa! Ich sah noch ihren brennenden, liebetrunkenen 
Blick, und ich ärgerte mich über mich selbst. Warum 
follte ich nicht Bernardo, nicht Tausenden, nicht allen 
meinen jungen Freunden gleich sein! Keiner, keiner 
von Allen war ein Thor, wie ich, gewesen. Liebe 
wollte mein Herz, wollte selbst Gott, der dies Gefühl 
in meine Brust gelegt hatte. Allein ich bin noch 
jung, Venedig ist eine lustige Stadt, voll schöner 
Frauen! Was giebt mir die Welt für meine Tugend,
	        
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