116 Der Improvisator.
regt, das ich vergessen, als Eigenthum eines Anderr
betrachten muß! Sie ruht unter meinen Todten.“
An einem sehr warmen Nachmittage trat ich in
den großen gemeinsamen Saal, wo die dichten, grünen
Schlingpflanzen die Fenster beschatteten. Flaminia saß,
mit dem Kopfe auf die Hand gestützt, in einem leichten
Schlummer daz es schien, als hielt sie nur aus Scherz
die Augen geschlossen. Ihre Brust hob sich, sie träumte.
— „Lara!“ — lispelte sie. Gewiß sah sie im Traume
das Traumbild meines Herzens in jener strahlenden
Welt, wo ich es zuletzt gesehen hatte. Ein Lächeln
spielte um ihre Lippen, sie schlug das Auge auf. —
„Antonio, Du hier?“ sagte sie, „ich habe geschlummert
und geträumt. Weißt Du wohl, von wem?“
„Von Lara!“ rief ich, denn ihrer mußte auch ich
gedenken, als in Dlaminia mit geschlossenen Augen sah.
„Ich träurn »van ihr,“ fuhr sie fort, „wir flogen
Beide über denße schöne Meer hinaus, von dem
Du mir erzählt hast. Aus der Mitte des Wassers
erhob sich ein Felsen, auf dem Du so betrübt saßest,
wie Du es öfters sein kannst. Wir wollen zu ihm
hinabschweben, sagte sie, und senkte sich durch die Luft
zu Dir hinunter. Ich wollte ihr folgen zu Dir hin—
ab; allein die Luft hielt mich in der Höhe, und bei
jedem Flügelschlage, um ihr zu folgen, entfernte ich
mich doch immer weiter. Als ich aber glaubte, daß
wohl tausend Meilen zwischen uns lägen, war sie an
meiner Seite und Du mit ihr!“
„So wird der Tod uns zusammen bringen,“ rief