Der Improvisator.
sich in dem blauen See. Im Gehen flochten wir Kränze;
der dunkle Olivenzweig und das frische Weinblatt
wurden mit wildem Goldlack verflochten. Bald waren
der blaue tiefliegende See und der klare Himmel über
uns hintes den dichten Zweigen und dem Weinlaube
versteckt, bald guckten sie hervor, als wären beide nur
ein einziges unendliches Blau. Alles war neu und
herrlich; meine Seele zitterte vor stiller Wonne. —
Ich erlebe noch zuweilen Augenblicke, in welchen die
Erinnerung jene Gefühle wie schöne Mosaikbruchstücke
einer versunkenen Stadt wieder ausgräbt.
Die Sonne brannte heiß, und erst unten am See,
wo die Platanen ihre uralten Stämme aus den Wogen
emporstreckten und die von Weinlaub umschlungenen
Zweige in den Wasserspiegel hinabtauchten, fanden wir
es so kühl, daß wir unsere Arbeit fortsetzen konnten.
Schöne Wasserpflanzen nickten, als träumten sie unter
dem dichten Schatten; sie wurden mit in den Kranz
genommen. Bald aber erreichten die Sonnenstrahlen
den See nicht mehr, sondern spielten nur auf den
Dächern von Nemi und Genzano. Die Dunkelheit
verbreitete sich schon dahin, wo wir saßen; ich hatte
mich von den Andern entfernt, doch nur einige Schritte,
denn meine Mutter fürchtete, daß ich in den See
hinabgleiten könne; dieser war tief und der Abhang
steil. Neben den wenigen steinernen Ueberresten eines
alten Dianen-Tempels lag ein umgehauener Feigenbaum,
welchen der Epheu wieder mit der Erde zu verbinden
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