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Der Improvifator.
Silbe davon erfahren.“ Ich erwartete nun sein Be—
dauern über das schlecht ausgefallene Abenteuer zu
hören. Und so lautete es auch anfangs.
„Ich vergaß heute mit Fleiß meine Brieftasche
drüben bei der schönen Frau, um einen Vorwand zu
haben, des Abends wiederzukehren, denn dann sind
die Frauen nicht so streng; ich bin auch dort gewesen;
den Frack habe ich bei der Ueberkletterung der Gar—
tenmauer an der Hecke zerrissen.
„Und die schöne Frau?“ fragte ich.
„Sie war doppelt schön!“ fuhr er mit einem be—
deutungsvollen Kopfnicken fort. „Doppelt schön und
gar nicht so streng, als wir allein waren! Das wußte
ich wohl. Ihnen gab sie nur einen Kuß, mir gab
sie tausend und ihr Herz als Zugabe. Ich werde die
ganze Nacht von meinem Glück träumen. Armer An⸗
tonio!“ Er warf mir ꝛꝛu den Fingern einen Kuß zu
und begab sich auf fein mmer.
Der Morgenhimme! war wie mit einem grauen
Flor bedeckt, als wir das Kloster verließen; am
Strande harrten unser die flinken Ruderer, die uns
wieder in das Boot hineintrugen. Die Reise ging
nach Capri. Der Flor des Himmels zerrann in leichte
Wolken, die Luft wurde wieder hell, keine Woge be—
wegte sich, wie ein gewässertes Tuch war das leichte
Gekräusel des Merres. Das schöne Amalfi verschwand
hinter dem Felsen. Gennaro warf einen Kuß zurück,
indem er mir in's Ohr raunte: „Dort haben wir
Rosen gepflückt!“