Der Improvisator.
diesen hinabstiegen; denn kurz nach unserm Begeg—
nisse wurde auch er verschlossen, und nur der andere,
durch die Kirche, blieb den Fremden, unter der Be—
gleitung eines Mönchs, offen.
Tief unten, durch die weiche Puozzolan-Erde aus—
gehöhlt, kreuzt der eine Gang den andern. Ihre Menge
und ihre Aehnlichkeit mit einander können selbst Den,
der die Hauptrichtungen kennt, irre führen. Ich hatte
gar keinen Begriff von dem Ganzen, aber der Maler
hatte sich so sicher gestellt, daß er keinen Anstand
nahm, mich, den kleinen Knaben, mit sich hinunter zu
führen. Er zündete sein Licht an, nahm noch eins
in der Tasche mit, machte einen Knäuel Zwirn an
der Oeffnung fest, wo wir hinabstiegen, und unsere
Wanderung begann. Bald waren die Gänge so niedrig,
daß ich nicht einmal aufrecht gehen konnte, bald er—
hoben sie sich zu hohen Gewölben und erweiterten sich,
wo sie sich durchschnitten, zu großen Vierecken. Wir
kamen durch die Rotunde mit dem kleinen steinernen
Altar in der Mitte, wo die ersten, von den Heiden
verfolgten Christen insgeheim ihren Gottesdienst hielten.
Federigo erzählte mir von den vierzehn Päpsten und
den vielen taufend Märtyrern, die hier begraben liegen.
Wir hielten das Licht nahe an die großen Risse der
Grabnischen und erblickten die gelben Knochen darin.“)
*8R.
*) Die Grabmäler hier sind ohne allen Schmuck; da—
gegen findet man in den Katakomben des heiligen Januarius
in Neapel Heiligenbilder und Inschriften, alle freilich schlecht
gemacht. An den Gräbern der Christen ist ein Fisch abge—