448 Die Nachbar⸗-Familien.
über den Sperling her und rupften ihm Feder für Feder
aus, bis er blutend in die Rosenhecke fiel.
Du armes Thier!“ sagten alle Rosen; „sei nur ruhig,
wir wollen Dich verbergen! Lehne Dein Köpfchen an
uns an!“
Der Sperling breitete noch einmal die Fluͤgel aus, dann
zog er sie dicht an sich an und lag todt bei der Nachbar⸗
familie, den schönen, frischen Rosen.
„Piep!“ tönte es aus dem Neste. „ Wo Mutter nur
bleibt; das ist ganz unbegreiflich. Es soll doch nicht etwa
ein Pfiff von ihr sein und so viel heißen, daß wir jetzt für
uns selbst sorgen sollen? Das Haus hat sie uns als Erb⸗
theil hinterlassen: wem von uns soll es nun aber allein ge⸗
hören, wenn auch wir Familie haben werden?“
„Ja, das geht nicht, daß Ihr bei mir bleibt, wenn ich
meine Wirthschaft durch Frau und Kinder erweitere!“ meinte
der Kleinste.
„Ich werde wohl mehr Frauen und Kinder haben, als
Du!“ sagte der Zweite.
„Ich bin aber der Aelteste!“ erwiederte der Dritte. Alle
wurden nun hitzig; fie schlugen mit den Flügeln, hackten
mit den Schnäbeln, und plauz! wurde einer nach dem andern
aus dem Neste gepufft. Da lagen sie mit ihrem Zorn. Den
Kopf hielten sie auf der Seite und blinzelten mit den nach
oben gekehrten Augen. Das war so ihre Manier, dumm
zu thun!
Ein wenig konnten 9*Aiegen, durch Uebung lernten fie es
noch besser, und zuletzt wIgt über ein Zeichen einig, um