290 Die Galoschen des Glücks.
große Mütze, welche ein Matrosen-Knabe über den Vogeb
warf. Eine Hand kam herein und ergriff den Copisten um
Rücken und Flügel, sodaß er pfiff. Im ersten Schreck rief
er laut: „Du unverschämter Balg! Ich bin Copist auf der
Polizei!“ Aber das klang dem Knaben wie ein Piep-piep!
Er schlug den Vogel auf den Schnabel und wanderte davon.
In der Allee begegnete er zwei Schulknaben der gebil⸗
deten Classe, das heißt, gesellschaftlich betrachtet; als Geister
waren sie in der niedrigsten Classe der Schule; diese kauften
den Vogel für acht Schillinge, und so kam der Copist nach
Kopenhagen zurück.
Es ist gut, daß ich traume,“ sagte der Copist, „sonst
wuͤrde ich wahrlich böse! Zuerst war ich Poet, nun bin ich
eine Lerche! Ja, das war sicher die Poeten-Natur, die mich
in das kleine Thier verwandelte! Es ist doch eine jammerliche
Geschichte, besonders wenn man Knaben in die Hände fällt.
Ich möchte wohl wissen, wie das abläuft!“
Die Knaben brachten ihn in eine höchst elegante Stube
hinein; eine dicke, laäͤchelnde Dame empfing sie. Aber sie war
durchaus nicht daruͤber erfreut, daß der gemeine Feldvogel,
wie sie die Lerche nannte, mit hereinkam. Nur für heute
wollte sie es sich gefallen lassen, doch mußten sie den Vogel in den
leeren Käfig setzen, der am Fenster stand. „Das wird viel⸗
leicht dem Papchen Freude machen!“ fügte fie hinzu und
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seinem Ring in dem präͤchtigen Messingkäfig schaukelte. „Es
ist Papchens Geburtstag!“ sagte sie einfaͤltiglich; „deshalb
will der kleine Feldvogel gratuliren!“