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Die Störche.
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Ihr koͤnnt dagegen in fremden Ländern herumfliegen, wo
es Blumen und warmen Sonnenschein gibt.“
Nun war schon einige Zeit verstrichen; und die Jungen
waren so groß geworden, daß sie im Neste aufrecht stehen und
weit umher sehen konnten; und der Storchvater kam jeden
Tag mit schönen Fröschen, kleinen Schlangen und allen Storch⸗
Leckereien, die er finden konnte. O, das sah lustig aus, wie
er ihnen Kunststücke vormachte! Den Kopf legte er gerade
herum auf den Schwanz; mit dem Schnabel klapperte er,
als wäͤre es eine kleine Knarre; und dann erzählte er ihnen
Geschichten, alle insgesammt vom Sumpfe.
„Hört, nun müßt Ihr fliegen lernen!“ sagte eines Ta⸗
ges die Storchmutter; und dann mußten alle vier Junge
hinaus auf den Dachrücken. O, wie sie schwankten, wie sie
mit den Flügeln balancirten; und doch waren sie nahe da⸗
ran, herunter zu fallen!
„Seht nur auf mich!“ sagte die Mutter. „So müßt
Ihr den Kopf halten! So müßt Ihr die Füße stellen! Eins;
zwei! Eins, zwei! Das ist es, was Euch in der Welt forthelfen
wird!“ Dann flog sie ein kleines Stuück, und die Jungen
machten einen kleinen, unbeholfenen Sprung. Bums! da la⸗
zen fie, denn ihr Körper war zu schwerfällig.
Ich will nicht fliegen!“ sagte das eine Junge und kroch
wieder in das Nest hinauf; „mir liegt Nichts daran, nach
den warmen Ländern zu kommen!“
„Willst Du denn hier erfrieren, wenn es Winter wird?
Sollen die Knaben kommen, Dich zu hängen, zu sengen und
zu braten? Nun werde ich sie rufen!“