Der unartige Knabe. 209
,was ist dieser Amor für ein unartiger Knabe! Das werde
ich allen guten Kindern erzaͤhlen, damit fie sich in Acht neh⸗
men können und nie mit ihm spielen, denn er thut ihnen
was zu Leide!“
Alle guten Kinder, Maͤdchen und Knaben, denen er
dieses erzahlte, nahmen sich auch vor dem bösen Amor in
Acht; aber der führte sie doch an, denn er ist so durchtrieben!
Wenn die Studenten aus den Vorlesungen kommen, so laͤuft
er ihnen zur Seite mit einem Buche unter dem Arm und hat
einen schwarzen Rock an. Sie können ihn gar nicht erkennen.
Und dann fassen fie ihn unter den Arm und glauben, daß
er auch ein Student sei; aber da sticht er ihnen den Pfeil
in die Brust. Wenn die Mädchen vom Prediger kommen und
wenn sie eingesegnet werden, so ist er auch unter ihnen.
Ja, er ist immer hinter den Leuten her! Er sitzt im großen
Kronleuchter im Theater und brennt lichterloh, sodaß die
Leute glauben, es sei eine Lampe; aber spaͤter sehen sie den
Irrthum ein. Er laͤuft im Schloßgarten und auf den Pro—
menaden umher! Ja, er hat auch einmal Deinem Vater und
Deiner Mutter gerade in das Herz geschossen! Frage sie nur
danach, so wirst Du hören, was sie sagen. Ach, es ist ein
böser Knabe, dieser Amor; mit ihm mußt Du nie etwas zu
schaffen haben! Er ist hinter Jedermann her. Denk einmal,
er schoß sogar einen Pfeil auf die alte Großmutter ab; aber
das ist lange her. Die Wunde ist nun zwar geheilt, doch
—DDDDV kennst
Du ihn und weißt, was es fuͤr ein unartiger Knabe ist.
Märchen.
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