Full text: (3/5.1870)

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Der Improvisator. 
Zimmer; es war dunkler Abend, ich fühlte meine 
Kräfte wunderbar zurückkehren. In der Kirche de' frari 
war das Familienbegräbniß des Podesta; das wußte ich. 
Dort stand diese Nacht die Todte vor dem Altare. Ich 
mußte sie sehen — ich stand auf — mein Fieber hatte nach— 
gelassen — ich war stark und kräftig — ich warf den Man— 
tel um — Niemand wurde mich gewahr — ich stieg in die 
Gondel. — Mein ganzer Gedanke war die Todte — die 
Thüren der Kirche waren verschlossen, denn es war schon 
lange nach Ave Maria. Ich klopfte an die Thür des 
Küsters; er kannte mich, denn er hatte mich oft mit der 
Familie des Podesta in der Kirche gesehen, mir die Gräber 
Canova's und Titian's gezeigt. „Sie wollen die Todte 
sehen?“ fragte er, meinen Gedanken errathend. „Sie 
ruht in dem offenen Sarge am Altare, morgen soll 
sie in der Capelle beigesetzt werden.“ Er zündete die 
Leuchte an, zog den Schlüsselbund hervor und öffnete 
eine kleine Nebenthür. Unsere Fußtritte hallten in dem 
hohen stummen Gewölbe wieder. Er blieb zurück, und 
langsam durchschritt ich den langen, stillen Gang; vor 
dem Madonnenbilde auf dem Altare brannte eine Lampe, 
jedoch matt und dunkel. Die weißen Marmorstatuen 
an Canova's Grab standen da wie Todte in ihren 
Leichentüchern, stumm, in unbestimmten Umrissen. Vor 
dem Hochalter brannten drei große Lampen. Ich fühlte 
keine Angst, keinen Schmerz, es war mir, als wäre ich 
selbst dem Tode verfallen und träte nun in meine eigene 
Heimat. Ich nahte dem Altare: hier duftete es von 
Veilchen, der Lichtschein der Lampe fiel auf den offenen 
Sarg mit der Todten. Es war Maria. Sie schien zu 
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