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Der Improvisator.
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wollte. Ich ging Abends hin. Die Veronesen saßen
auf den steinernen Stufen des Amphitheaters, wo ihre
Urahnen gesessen hatten. Auf der kleinen Bühne wurde
„la Cenerentola“ dargestellt; es war dieselbe Truppe,
bei welcher Annunziata gewesen war. Aurelia hatte
die Hauptpartie. Das Ganze war armselig und traurig
anzusehen. Das alte antike Theater stand wie ein
Riese rings um die zerbrechlichen bretternen Buden da.
Ein Contrebaß übertäubte die wenigen Instrumente. —
Das Publicum klatschte und rief Aurelia heraus. Ich
eilte hinweg. — Außerhalb des Raumes war Alles
still. Das große Riesengebäude warf einen breiten
dunklen Schatten im klarsten Mondschein.
Man erzählte mir von den Familien der Capuletti
und Montecchi, deren Zwiespalt zwei liebende Herzen
trennte, welche der Tod wieder vereinte: die Geschichte
von Romeo und Julia! — Mir wurde der Palast der
Capuletti gezeigt, wo Romeo zum ersten Mal seine
Julia sah und mit ihr tanzte. Jetzt war das Haus
ein Gasthof für Fremde. Ich betrat die Treppe, die
Romeo zu Liebe und Tod hinaufgeschlichen war. Noch
ist der große Tanzsaal mit verblichenen Bildern an den
Wänden und großen, bis zum Boden hinabreichenden
Fenstern vorhanden, allein ringsum häuften sich Heu
und Stroh, längs den Wänden waren Kalktonnen auf—
gestellt und in den Winkeln lagen hingeworfene Pferde⸗
geschirre und Feldgeräthe. — Hier waren einst Vero—
na's stolzeste Geschlechter unter wogenden Tönen hin—
geschwebt, hier hatten Romeo und Julia den kurzen
Traum der Liebe geträumt; tief empfand ich die Eitel—
Der Improvisator. 31