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—Ira
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Der Improvisator.
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„Das wäre eine schlechte Wahl!“ rief er lachend.
„Nein,“ ich gönne ihr einen bessern Gatten als mich.
„Wetten wir,“ fuhr er fort, „Du wirst heirathen, sei
es nun Maria oder eine andere Signora; Du wirst
Ehemann werden und ich Junggeselle bleiben. Wetten
wir zwei Flaschen Champagner, die an Deinem Hoch—
zeitstage getrunken werden sollen.“
„Diese Wette wage ich!“ entgegnete ich lächelnd.
Nun mußte ich ihm nach dem Hause des Podesta folgen.
Die alte, Signora Rosa schmollte mit mir, der Podesta
auch, Maria schwieg; mein Auge ruhte auf ihr —
Venedig wollte ja wissen, daß sie meine Braut sei.
Signora Rosa stieß mit mir an.
„Keine Frau darf auf das Wohlergehen unsers Im—
provisators trinken!“ sagte Poggio. „Er hat dem
schönen Geschlechte ewigen Haß geschworen und will nie
heirathen.“
„Ewigen Haß?“ entgegnete ich; „wenn ich auch
nicht heirathe, kann ich doch das Schöne an dem Ge—
schlechte, das alle Verhältnisse des Lebens verschönt und
belebt, schätzen und verehren.“
„Nicht heirathen?“ rief der Podesta; „das ist der
schlechteste Gedanke, den Ihr Genie noch geboren hat;
und schön ist es eben auch nicht vom Freunde,“ — indem
er sich scherzend an Poggio wandte — „ihn auszu—
sprechen.“
„Nur um ihn zu beschämen!“ versetzte Poggio.
„Er könnte sich sonst leicht in diesen seinen schlechten
Gedanken verlieben und, weil derselbe so glänzend ist,
ihn für originell halten und sich im Ernst aneignen.“
Der Improvisator. 30