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Der Improvisator.
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und ich erzählte ihr nun mein ganzes Jugendleben,
von Bernardo und Annunziata, und sie sah mir dabei
mit dem unbeschreiblich frommen Blick in die Seele
hinein. Die Nähe der Unschuld lenkte meine Worte;
auch von Neapel erzählte ich, berührte selbst die Schat—
tenseite, aber leicht, sehr leicht, und doch schauderte sie
bei Dem, was ich erzählte, schauderte vor Santa, der
Schönheitsschlange meines Paradieses.
„Nein, nein!“ rief sie, „dahin möchte ich nie! Nicht
das Meer, nicht das brennende Gebirge kann die Sünde
und Abscheulichkeit aufwiegen, welche die große Stadt
einschließt. Du bist fromm und gut, deshalb hat Dich
Madonna in ihre Obhut genommen.“
Ich dachte an das Muttergottesbild, das von der
Wand herabfiel, als meine Lippen denen Santa's be—
gegneten; allein das konnte ich Flaminia nicht erzählen,
würde sie mich dann gut und fromm genannt haben?
Ich war ein Sünder wie Andere. Die Umstände, die
Gnade der Mutter Gottes hatten über mich gewacht;
in dem Augenblicke der Versuchung war ich schwach wie
alle Andere.
Lara wurde ihr unaussprechlich lieb. — „Ja!“
sprach sie, „nur als sich Dein Geist in Gottes Himmel
befand, konnte sie zu Dir kommen. — Ich kann sie
mir recht deutlich vorstellen, die blaue strahlende Grotte,
wo Du sie zuletzt gesehen.“ — Annunziata wollte ihr
nicht ganz gefallen. — „Wie konnte sie den häßlichen
Bernardo lieben? Ich möchte auch nicht, daß sie
Deine Frau geworden wäre. Ein Weib, das so vor
einem ganzen Publicum auftreten kann, ein Weib —