Full text: (3/5.1870)

Der Improvisator. 
189 
dennoch die Flammen, wenn sie sich begegneten, er— 
löschen würden. Die Liebe ist Sehnsucht, und die ge— 
stillte Sehnsucht vergeht!“ 
„Aber wenn nun Deine Göttin,“ sagte ich, „schön 
und klug wäre, wie“ — 
„Wie Annunziata,“ fiel er ein, als ich einen Augen— 
blick, um den Ausdruck für meinen Gegenstand zu fin— 
den, innehielt. — „Ja, Antonio, dann wollte ich die 
schöne Rose betrachten, so lange sie frisch wäre, und 
wenn die Blätter welkten, der Duft sich verlöre — ja, 
Gott mag wissen, wozu ich dann Neigung haben würde! 
In diesem Augenblicke habe ich eine recht seltsame, und 
ich habe früher eine ähnliche empfunden: ich wünsche 
fast, zu ergründen, wie roth Dein Blut sei, Antonio! 
Allein ich bin ein vernünftiger Mensch; Du bist mein 
Freund, mein aufrichtiger Freund, wir wollen uns nicht 
schlagen, selbst nicht, wenn wir uns in demselben Liebes— 
abenteuer begegnen!“ — Und nun lachte er laut auf, 
drückte mich an seine Brust und sagte halb scherzend: 
„Höre! ich überlasse Dir meinen zahmen Vogel; er 
fängt an, empfindsam zu werden und wird Dir gewiß 
gefallen! Begleite mich heute Abend. Vertraute Freunde 
dürfen einander nichts verbergen; wir werden einen 
lustigen Abend haben; nächsten Sonntag giebt der hei⸗ 
lige Vater uns Allen zusammen den Segen.“ 
„Ich begleite Dich nicht!“ erwiderte ich. 
„Du bist feig, Antonio!“ versetzte er. „Laß doch 
die Ziegenmilch nicht ganz Dein Blut unterjochen! 
Dein Auge kann wie das meine brennen; es kann 
sinnlich brennen, das habe ich bemerkt! Deine Leiden,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.