Full text: (18/21.1873)

36 
Eines Dichters Bazar. 
Luft; der Mond schien, es war so still, ganz wie an 
einem schönen Herbstabende in Dänemark. Mantua 
lag vor uns; Mantua, sagte man mir, und ich war 
ganz in Dänemark, nicht nur in Gedanken, sondern 
auch in der Umgebung. Ich sah einen großen klaren 
Landsee, welcher im Mondlicht von Waldungen um— 
geben schien, die in einem eigenthümlichen blauen Ton 
verschwammen; diese große lombardische Ebene, dieser 
See und dieses Gehölz, welches eigentlich nicht da war, 
fondern nur da zu sein schien, versetzten mich plötzlich 
in die Heimath, es traten mir Thränen in die Augen; 
nennt es nicht Heimweh, — ich war zu Hause. 
Man sagt, daß die Sorge sich hinter den Mann 
auf das Pferd setzt und mit ihm reitet; ich glaube es, 
aber die Erinnerung, ich weiß es, thut dasselbe, und 
sie sirt fester! Die Erinnerung setzte sich mir auf den 
Schooß und lehnte ihren Kopf an mein Herz. 
„Erinnerst Du Dich,“ fang sie, „der großen, stillen 
Seen, umschlossen von duftenden Buchenhainen? Er— 
innerst Du Dich des kleinen Pfades zwischen wilden Rosen 
und hohem Farrenkraut? Die Strahlen der Abend— 
sonne schimmern durch die Zweige der Bäume und 
lassen die Blätter transparent erscheinen. Da liegt 
eine alte Ritterburg am See mit gezacktem Giebel 
und der Storch hat droben sein Nest; es ist schön in 
Tänemark!“ 
Erinnerst Du Dich des braunen duftenden Kleefeldes 
mit dem alten Hünengrab, von Brombeergesträuch und 
Schwarzdorn bewachsen? Die Steine in der Grabes—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.