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Eines Dichters Bazar.
Luft; der Mond schien, es war so still, ganz wie an
einem schönen Herbstabende in Dänemark. Mantua
lag vor uns; Mantua, sagte man mir, und ich war
ganz in Dänemark, nicht nur in Gedanken, sondern
auch in der Umgebung. Ich sah einen großen klaren
Landsee, welcher im Mondlicht von Waldungen um—
geben schien, die in einem eigenthümlichen blauen Ton
verschwammen; diese große lombardische Ebene, dieser
See und dieses Gehölz, welches eigentlich nicht da war,
fondern nur da zu sein schien, versetzten mich plötzlich
in die Heimath, es traten mir Thränen in die Augen;
nennt es nicht Heimweh, — ich war zu Hause.
Man sagt, daß die Sorge sich hinter den Mann
auf das Pferd setzt und mit ihm reitet; ich glaube es,
aber die Erinnerung, ich weiß es, thut dasselbe, und
sie sirt fester! Die Erinnerung setzte sich mir auf den
Schooß und lehnte ihren Kopf an mein Herz.
„Erinnerst Du Dich,“ fang sie, „der großen, stillen
Seen, umschlossen von duftenden Buchenhainen? Er—
innerst Du Dich des kleinen Pfades zwischen wilden Rosen
und hohem Farrenkraut? Die Strahlen der Abend—
sonne schimmern durch die Zweige der Bäume und
lassen die Blätter transparent erscheinen. Da liegt
eine alte Ritterburg am See mit gezacktem Giebel
und der Storch hat droben sein Nest; es ist schön in
Tänemark!“
Erinnerst Du Dich des braunen duftenden Kleefeldes
mit dem alten Hünengrab, von Brombeergesträuch und
Schwarzdorn bewachsen? Die Steine in der Grabes—